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■ LokalterminEin schöner Tag im Friedrichshainer Volkspark

Ein schöner Tag im Friedrichshainer Volkspark

Schön ist der Frühling, solange er noch nicht zur Gewohnheit geworden ist. Fröhlich drehen im Polarium des »Sport- und Erholungszentrums« die Schlittschuhläufer ihre Runden. Ein paar Jungs flitzen gewandt zwischen den unsicheren Läuferinnen umher. KifferInnen gleiten zeitlos. Housemusik und Sport. Leichtbekleidete SchwimmerInnen trinken — von großen Fenstern von der Eisläufern getrennt — einen Milchshake.

Auf den Rängen schauen interessiert und stundenlang ein paar Teenager zu. »Es ist der Sonntag des Lebens, der alles gleichmacht, und alle Schlechtigkeit entfernt; Menschen, die so von ganzem Herzen wohlgemut sind, können nicht durch und durch schlecht und niederträchtig sein«, meinte Hegel, und »wir wünschen Ihnen einen schönen Tag im Volkspark Friedrichshain« steht in sorgfältig gemalten Buchstaben auf der Speisekarte von »Schärfke's Café Freizeit«. Auf der charmant kopierten Karte finden sich zwei rührend undeutliche Photos.

Rot-weiß mit ein paar grünen Einsprengseln gibt sich der Schnellbau. Schöne rote Kunstrosen und subtropische Plastikpflanzen an den Wänden, zwei Kaugummiautomaten neben der Theke, ein kleines Töpfchen mit anderen Kunstblümlein und auf jedem Tisch eine rote Kerze, die selbst im hellsten Sonnenlicht angezündet wird, sorgen für Gemütlichkeit. Charmant sind auch die sympathisch überflüssigen Gardinen. Die zwei Kellner sind im schönsten Vorfrühling sehr eifrig, doch ein wenig überlastet.

Das Publikum ist recht gemischt. Familien, Rentner, erschreckend blasse Exbürgerrechtler mit altem Rucksack oder ein Heavy-Metal- Pärchen ruhen sich hier aus. Oft kommen Gäste, setzen sich ein paar Minuten auf die undankbaren, sonnenlosen Mittelplätze und gehen dann wieder.

Vor dem Lokal entspannen sich die Kinder auf Hubschraubern oder Miniautoscootern. Von »Manuel's Mobiler Discothek«, die ein paar Meter weiter zwischen Holzbuden Stimmung macht, wehen Deutschschlagerfetzen herüber.

Die Kneipen im und am Volkspark haben vieles noch von dem etwas seltsamen DDR-Charme bewahrt — sei es das »Bistro am Friedrichshain« oder das zu Zeiten des Lenindenkmalabrisses gerne von Journalisten heimgesuchte »Café Egert« am Leninplatz 1. Ostler genießen das vielleicht mit einem Anflug von Heimweh; Westler lassen sich hier gerne in eine Geschichte fallen, die nicht ihre eigene ist. Ganz stimmt das jedoch auch nicht, denn die DDR- Cafés und Gaststätten der achtziger Jahre haben eben auch die fünfziger Jahre-Geschichte der BRD konserviert.

»Schärfkes Café Freizeit«

am Teich im Volkspark, also Bushaltestelle Am Friedrichshain/Bötzowstraße, Mo.-So. 11-19 Uhr; Freitag geschlossen.

Polarium im SEZ

Landsberger (Ex-Lenin-)Straße 80

Laufzeiten Di.-So. jeweils 8.45-10.45; 11.15-13.15, 13.45-15.45, 16.15-18.15, 19-21 Uhr.

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