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EIN BESCHEIDENER VORSCHLAG Von Hans-Georg Behr

Lieber Edzard, warum ist Ihnen das noch nicht selbst eingefallen? Vielleicht sehen Sie aus Ihrem gepanzerten Auto in der Kolonne Ihrer Bodyguards die Welt anders, doch die Wirtschaftsseiten sollten Sie eigentlich lesen. Dann wüßten Sie, daß Geländewagen die großen Renner sind, und daß 95 Prozent von ihnen in den großen Städten rollen.

Auf den ersten Blick scheint dies eine psychologische Bizarrerie (Camel, City-Cowboys etc.). Erst beim Parken dieser meist japanischen und von Versicherungsvertretern gefahrenen Vehikel wird klar: Sie entsprechen dem neuen Verkehrsverhalten, der immanenten, nun immer manifesteren Tendenz des Kapitalismus zu darwinesker Anarchie, als vorerst letzter Evolutionsschritt beim Kampf um den Parkplatz, der mittlerweile das A und O des Verkehrs ist. Stufen sind kein Problem, selbst Spielplätze können genutzt werden. Auch die metallenen Symbole des Machismo verfehlen kaum ihre Wirkung, und teuerste Antennen demonstrieren, daß sich ihr Inhaber regelmäßige Erneuerung mühelos leisten kann.

Dennoch ist das Ganze noch unbefriedigend, erkennt man die wahren Bedürfnisse des Autofahrers in der Spätkohlzeit. Daher erlaube ich mir einen bescheidenen Vorschlag, der voll im Markttrend liegt, Sie über Ihre SE-Serie hinwegtröstet, der gesamten Kfz-Branche Auftrieb geben wird, außerdem ein wichtiger Beitrag zum Thema Konversion ist und die Bundesregierung großer Probleme enthebt.

Beginnen wir beim letzten Punkt: Unsere Militärindustrie ist leider extrem exportabhängig, und damit beginnen die politischen Probleme, abgesehen davon, daß zur Konjunktur wenigstens Bürgerkriegelchen nötig sind. Außerdem drohen durch den kalten Sieg kostspielige Konversionsmaßnahmen. Dies und den Automarkt im Blickfeld, ergibt als einzige Perspektive den City-Tank.

Sicher sind bei den gängigen Typen wie Leopard gewisse Umrüstungen (Innovationen) nötig: Handliche Lenkung und bessere Sicht beispielsweise, auch komfortableres Interieur, beim Aufbau repräsentatives Design und — vorerst noch aus rechtlichen Gründen — ausschließlich passive Bewaffnung. Diesbezüglich ist größere Bodenfreiheit nötig, um uns an Kroatien erinnernde Bilder zu ersparen, wo Kleinwagen im Stau oder beim Parken nur zur Seite geschoben und nicht mühelos überrollt werden konnten. Vor allem letzteres ist wichtig, da so der gesamten Branche stete Nachfrage beschert wird und auch eine Entlastung der Rentenkassen zu erwarten ist. Überdies verstärken diese Verkehrseigenschaften den unwiderstehlichen Trend zu Ihren ultimativen Modellen, der schon in der Psyche deutscher Autofahrer angelegt ist.

Die etwas geringere Geschwindigkeit des City-Tanks spielt im Stadtverkehr ohnedies keine Rolle und wird durch seine benutzerfreundlichen Vorteile mehr als ausgeglichen. Einsteigende Yuppie- Bienen erfreuen auch den passiven Verkehrsteilnehmer; der gehobene Treibstoffverbrauch erhöht das Sozialprestige des Fahrers, und die von ihm gerne hinterlassenen Spuren werden die gesamte Tiefbaubranche erfreuen. Vor allem aber wird der Inlandsmarkt die Bundesregierung entlasten und Ihnen viele Lobbyisten und bestochene Beamte auf der Hardthöhe ersparen. Diese Perspektive müßte dem City-Tank auch das Lob der Grünen einbringen, was mich hoffentlich nicht um das Bundesverdienstkreuz bringen wird.

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