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UN-Sicherheitsrat verurteilt erneut Libyen

■ Angriffe gegen Botschaften von libyscher Führung inszeniert/ Philippinen überlegen Evakuierung

New York/Kairo (afp/ap/wps) — In einer einstimmig verabschiedeten Resolution verurteilte am Donnerstag abend der UN-Sicherheitsrat scharf die Angriffe gegen Botschaften in Tripolis. Desweiteren forderte der Rat von Libyen Schadensersatz für die bei den Ausschreitungen abgebrannte Botschaft Venezuelas. Am Donnerstag hatten libysche Demonstranten Botschaften der Länder angegriffen, deren Vertreter am Montag im Sicherheitsrat für Sanktionen gegen Libyen gestimmt hatten. Dabei war die Vertretung Venezuelas in Brand gesteckt worden. Venezuela hatte bei der Sicherheitsratssitzung am Montag den Vorsitz. Laut der dort verabschiedeten Resolution tritt gegen Libyen am 15. April ein Luftfahrt- und Waffenembargo in Kraft, wenn Tripolis bis dahin nicht die zwei angeblichen Lockerbie-Attentäter ausliefert.

Der UN-Botschafter Venezuelas, Arria, nannte den Angriff gegen die Botschaft seines Landes einen „kriminellen terroristischen Akt“. Laut Arria standen während der Ausschreitungen vor der Botschaft vier libysche Polizisten herum, die nicht eingriffen. Der libysche UN-Botschafter Ali Ahmad el-Hudari entschuldigte sich für die Ausschreitungen und versicherte, sein Land werde für den entstandenen Schaden aufkommen. Nach libyscher Version handelte es sich bei den Demonstranten um aufgebrachte Bürger. Die betroffenen Regierungen gehen aber davon aus, daß die Angriffe der mit Steinen, Tränengas und Molotowcocktails ausgerüsteten Demonstranten von der libyschen Führung angeordnet wurden. Ein russischer Diplomat in Tripolis erklärte: „Nichts geschieht hier ohne Anweisung. Wenn die Polizei die Demonstration hätte verhindern sollen, dann hätte sie das auch getan.“ Stellvertretend für die USA und Großbritannien, die keine diplomatischen Vertretungen in Libyen unterhalten, griffen die Demonstranten die Botschaften Belgiens und Italiens an. Die beiden Staaten vertreten britische und US-amerikanische Interessen in Libyen. An den Botschaften der fünf Staaten, die sich am Montag im Sicherheitsrat der Stimme enthielten, China, Marokko, Simbabwe, Indien und Cap Verde, befestigten Demonstranten Girlanden.

Ungeachtet der Ausschreitungen will der UN-Generalsekretär, Butros Ghali, weiterhin einen Sonderbeauftragten nach Tripolis schicken. Geplant ist, daß Ghalis Stellvertreter Wladimir Petrovski, die schwierige Reise unternimmt.

Angesichts der zunehmenden Spannung plant die philippinische Regierung die Evakuierung ihrer Staatsangehörigen aus Libyen. Nach ihren Angaben sollen sich zur Zeit etwa 10.000 Filipinos in dem Land aufhalten, die libysche Botschaft in Manila spricht sogar von 50.000. Insgesamt sollen sich in Libyen mehr als eine Million Ausländer aufhalten. Den größten Anteil stellen Ägypter mit einer Million. Neben rund 10.000 Europäern sollen auch zwischen 500 und 1.000 US-Bürger in Libyen leben. Zwar verbietet ein US- Gesetz es den Amerikanern, in Libyen zu arbeiten, aber die meisten Geschäftsleute und Petro-Spezialisten ließen sich davon nicht abhalten.

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