: Mit FT-SR 200 durch die Fahrstunde
■ Bremer Firma entwickelt Fahrsimulator für Auto, Bahn und Bus
„Das war das falsche Pedal“, tönt eine männliche Stimme. „Gut gemacht“, bekundet eine weibliche. „Stoppschild überfahren“ und „Zu weit links“, lauten weitere Kommentare. Einige dieser Situationen hätten in der Realität möglicherweise zu folgenschweren Unfällen geführt. Aber der Fahrer sitzt nicht in einem Auto, sondern übt in einem Simulator mit Original-Cockpit. Mit ihm kann er fast alles erlernen: Kuppeln, Schalten, Anfahren, Bremsen. Die Deutsche System-Technik (DST), Bremen, bietet seit kurzem den Fahrtrainer FT-SR 200 zur Ausbildung von Fahrschülern an.
„Der Simulator kann die ersten vier bis sechs Fahrstunden ersetzen“, erklärt DST-Fachgebietsleiter Heiko Keil. Vor allem wird es dem Schüler ermöglicht, ungestört die Bedienvorgänge eines Autos kennenzulernen. Der Vorteil: Der noch ungeübte Fahrer kann gelassener an die erste Fahrstunde herangehen. Denn er kennt die notwendigen Hebel und Pedale und wird das Auto beim Startversuch nicht erstmal „abwürgen“. „Der Simulator hat nichts mit den Geräten in Spielotheken gemeinsam. Es kann weder ein Crash gebaut, noch können irgendwelche Punkte oder Zeitlimits erreicht werden“, ergänzt der Fachgebietsleiter. Im Gegenteil, man wird sich bemühen, alles richtig zu machen.
Es ist nach Keils Angaben der erste Fahrtrainer, der mit einem Realbildsystem ausgestattet ist. Ein Geräuschsimulator erzeugt Anlaß- und Blinkergeräusche, Hupe, quietschende Reifen und ein drehzahlabhängiges Motorengeräusch. Falls der Fahrer nicht richtig kuppelt, gibt es „einen Gruß vom Getriebe“. Am Ende der Übungsfahrt wird ein Protokoll ausgedruckt, in dem der Schüler nachlesen kann, was genau er falsch oder richtig gemacht hat.
Bereits vier Fahrsimulatoren zum Preis von jeweils rund 47.000 Mark sind bestellt. Das erste Gerät soll jetzt an eine Fahrschule im Kölner Raum ausgeliefert werden „Es erhöht die Attraktivität der Fahrschule, zumal der Schüler auch allein am Simulator üben und seine Defizite ausmerzen kann“, sagt Keil. „Und dem Fahrlehrer werden die stressigen ersten Fahrstunden erspart.“
Nicht nur im Fahrschulbetrieb ist der Simulator einzusetzen. Mit anderen Bildplatten ausgerüstet könnte Gefahrentraining ohne Gefährdung für Mensch und Fahrzeug simuliert werden, wie beispielsweise plötzlich auftauchende Nebelbänke und Fahrten unter Alkoholeinfluß mit dafür typischem eingeschränkten Sichtfeld. Weiterhin bestehe die Möglichkeit, neue Techniken auszuprobieren. Wo müßte etwa eine Abstandsmeßanzeige im Fahrzeug angebracht werden, um den Fahrer sofort zu informieren, ohne daß er seinen Blick vom Verkehr abwenden muß?
Im Einsatz ist der Simulator inzwischen in Berlin als Trainer der Deutschen Reichsbahn. Ausgestattet mit einer Bildplatte, auf der das gesamte Streckennetz der S-Bahn programmiert ist, bildet der Fahrsimulator S-Bahn-Fahrer aus. Nach Angaben von Keil stellt die Deutsche Bundesbahn Überlegungen an, Fahrsimulatoren ebenfalls zu Schulungszwecken anzuschaffen.
Die DST Deutsche System- Technik GmbH gehörte bis vor gut zwei Jahren zum Philips-Konzern. Das Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben in Bremen und Kiel insgesamt 1.000 Mitarbeiter. Die Produktpalette umfaßt Ausbildungs- und Simulationssysteme, Kommunikations- Netzwerke, Sensorsystem und Logistik. Etwa die Hälfte des Auftragsvolumen kommt aus dem militärischen Bereich. Vera Schwarze
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