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Rußland will in Moldawien eingreifen

Moskau/Kischinew (ap/afp/taz) — Der Oberbefehlshaber der GUS- Streitkräfte, Marschall Jewgeni Schaposchnikow, will seine Truppen in der Republik Moldawien einsetzen, um einen Bürgerkrieg zu verhindern. Dies fand sowohl die Zustimmung des russischen Präsidenten Boris Jelzin als auch die grundsätzliche Bereitschaft der moldawischen Regierung.

Dennoch protestierte die Führung in der moldawischen Hauptstadt Kischinew „energisch“ gegen eine Reise des russischen Vizepräsidenten Alexander Ruzkoj in die Hauptstadt der von der russischen Minderheit in Moldawien proklamierten „Dnjestr-Republik“. Um den Konflikt auf friedliche Weise beizulegen, wollen heute die Außenminister von Rumänien, Rußland, der Ukraine und Moldawien in der moldawischen Hauptstadt Kischinew zusammentreffen.

Am Wochenende gab es erneut schwere Zusammenstöße zwischen der russischen Minderheit und der rumänischen Mehrheit in Moldawien, so daß die GUS-Truppen ein Ultimatum stellten.

Die Nachrichtenagentur 'Tass‘ meldete am Sonntag, Schaposchnikow habe dem moldawischen Präsidenten Mircea Snegur am Samstag vorgeschlagen, Teile der in dem Gebiet stationierten 14. Armee der ehemaligen Sowjetstreitkräfte einzusetzen, um die Kämpfe zu beenden. Die Truppe ist auf Anordnung des russischen Präsidenten Boris Jelzin russischem Kommando unterstellt. Der Oberste Verteidigungsrat Moldawiens verbreitete am Samstag einen Waffenstillstandsvorschlag, der die Beteiligung der 14. GUS-Armee vorsieht. Damit ist nach Schaposchnikows Angaben auch Präsident Jelzin einverstanden.

Den Besuch Ruzkojs in der „Dnjestr-Hauptstadt“ Tiraspol wertet die moldawische Regierung allerdings als Unterstützung der Separatisten. Der russische Vizepräsident war am Sonntag in Tiraspol eingetroffen, um Gespräche mit der Befehlsführung der dort stationierten 14. Russischen Armee sowie mit Vertretern der „Dnjestr-Republik“ zu führen. Sein Besuch sei eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Moldawiens und erinnere an die „imperialen Praktiken“ des zaristischen Rußland und der früheren Sowjetunion, erklärte die Regierung in Kischinew.

Um eine Eskalation zum Bürgerkrieg wie im Falle des armenisch- aserbaidschanischen Konflikts zu verhindern, wollen die Außenminister Rumäniens, Rußlands, der Ukraine und Moldawiens heute in Kischinew zusammentreffen. Für die „Dnjestr-Republik“ soll eine politische Lösung ausgehandelt werden, wurde am Samstag aus dem rumänischen Außenministerium bekannt. rik

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