: Knast statt Therapie
■ betr.: "Die Opfer sehen statt der Prinzipien", taz vom 30.3.92
betr.: „Die Opfer sehen statt der Prinzipien“, taz vom 30.3.92
Es wäre zu schön, wenn man den Äußerungen des Herrn Röwer aus dem Justizministerium NRW Glauben schenken könnte. Die einzige Möglichkeit, die Junkies bisher geboten wird, ist eine Langzeittherapie nach den Paragraphen 35, 36 BtMG um am Knast vorbeizukommen. Wird diese Therapie abgebrochen ist der Weg in den Knast vorbestimmt. Die einzige Möglichkeit, dem aus dem Weg zu gehen, ist die Flucht.
Letztes Jahr habe ich eine Langzeittherapie nach den Paragraphen 35, 36 BtMG abgebrochen, da ich deren Notwendigkeit nicht mehr einsehen konnte. Nach kurzer Flucht wollte ich mich der Justiz stellen. Bei meiner Vorsprache auf der Polizeistation wurde mir jedoch gesagt, daß kein Haftbefehl vorliegt. Ich meldete mich bei meinen Eltern polizeilich an und fand eine Arbeit auf Steuerkarte. Erstmals seit 14 Jahren lebte ich absolut clean. Wöchentliche Gespräche mit der Drogenberatung halfen mir über diese Zeit. Anfang Januar ging ich dann in die „Stationäre Einrichtung“ Bechen. Dort wollte ich mir neue Perspektiven für meine weitere drogenfreie Zukunft erarbeiten. Als ich dies dem für mich zuständigen Staatsanwalt mitteilte, ließ er mich ohne Vorwarnung aus dieser Einrichtung raus verhaften und steckte mich in den Knast. Dort gibt es aber mehr Drogen als sonstwo. Die Krönung: Dies ist meine erste Vorstrafe! [...] Fritz Heithausen, Remscheid
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