: Pro Arbeitsklima
■ Die Betriebe sind gefordert
Öffentlicher und privater Sektor müssen zusammenarbeiten, um das Problem der Kinderbetreuung zu lösen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist nämlich auch deshalb so schwer zu erreichen, weil alle Beteiligten — Verantwortliche im öffentlichen Dienst und in der Privatwirtschaft, Vertreter der Arbeiter und der Familien — getrennt über Lösungen nachdenken. Sie formulieren Optionen und treffen Entscheidungen, ohne deren Wirkungen auf den jeweils anderen Bereich Rechnung zu tragen — dabei gehorchen Familie und Arbeit völlig unterschiedlichen und sogar gegensätzlichen Logiken.
Einige wenige französische Unternehmen haben verstanden, daß es ihnen nützt, wenn sie spezifische Hilfsmaßnahmen für Familien mit Kleinkindern ergreifen. Sie haben eigene Krippen geschaffen oder spezielle Pläne für Frauen ausgearbeitet, um die Schwierigkeiten der Mütter zu verringern: Sie übernehmen die Kosten der Kinderbetreuung, sie sorgen in den Schulferien für die Betreuung der Kinder, sie helfen ihren Arbeitnehmern bei einer Versetzung (eine geeignete Wohnung zu finden, die Kinder in Schulen oder Krippen einzuschreiben etc.).
Dank der Kooperation der Sozialpartner haben diese Firmen auf die Wünsche der Familien reagiert. Sie weisen den Weg, der eingeschlagen werden muß, um Familien mit Kleinkindern wirksam zu helfen. Die Firmen selbst profitieren von solchen Maßnahmen, denn sie sorgen damit für ein gutes Arbeitsklima, die Angestellten sind motiviert, die Mütter sind seltener abwesend. Da nur ganz wenige Betriebe eine solche Politik verfolgen, besteht die Gefahr, daß die Angestellten in eine Abhängigkeit geraten, daß ihre berufliche Mobilität eingeschränkt wird.
Dank der steigenden Zahl von Frauen auf dem Arbeitsmarkt wird heute hier und da verwirklicht, was vor kurzem noch utopisch erschien. Je mehr Frauen in einem Betrieb arbeiten, um so mehr muß dieser sich um die Verpflichtungen der Mütter, d.h. Um die Kinder kümmern. Damit es nicht zu neuen Ungleichgewichten innerhalb der Familie kommt, müssen wir jetzt überlegen, wie die Väter an solchen Maßnahmen beteiligt werden können. Martine Felix
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