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NEU IM KINO: „Trust“ von Hal Hartley Der gute Wille zur Ohnmacht

Der Vorort-Daddy stürzt tot zu Boden, als er erfährt, daß seine Tochter Maria schwanger ist. Mutter schwört Rache für Daddys Tod und setzt alles dran, nun ihrer Tochter das Leben zu versauen. Gleich in der Nachbarschaft tyrannisiert ein psychopathischer

Tja, die Familie: schlimme Daddies, nervige Mom's und sinnsuchende Kinders

Ex-Korea-Daddy mit Wollmützchen auf dem Kopf seinen erwachsenen Sohn Matthew. Und an der Bushaltestelle nebenan klaut eine nervenkranke Frau, aus Verzweiflung über ihre Kinderlosigkeit, ein Baby.

Tja, die Familie: Sie macht die Heranwachsenden kaputt — und wer nichts Heranwachsendes im Haus hat, holt es sich eben aus anderleuts Kinderwagen raus. Denn: nichts kaputtmachen können macht einen nervlich ganz schön kaputt. Da heißt es also für Matthew und Maria, sich — Symbol! Symbol! — in einer Abbruchbude kennenzulernen und den Kampf der Jugend gegen das Leben der Erwachsenen aufzunehmen. Low-Budget-mäßig und daher hoch künstlerisch. Mit Großaufnahmen, sehr kritischen Dialogen und plakativer Theatralik.

Der Sinn des Lebens nämlich, nach dem sich das Menschenwesen sehnt, geht ja von Generation zu Generation in Dutt, will immer wieder neu erobert werden, so daß es von Generation zu Generation den wackeren Filmemachern zwar wohl an Geld, aber an Stoff nie mangelt. Und weil wir alle so furchtbarfurchtbar mit Fernsehbildern und Fernsehdoofheit überfüttert sind, bejubeln wir — sofern wir unser täglich Hotdog als Filmkritiker verdienen — sofort brav-enthusiastisch jede kunstbemühte Kärglichkeit auf der Leinwand.

Als „Cassavetes der neunziger Jahre“, als „John Hughes des denkenden Menschen“ oder als amerikanische Wiedergeburt Godards ist Regisseur Hal Hartley in den USA bezeichnet worden. So schnell kann es also gehen, wenn einem das schlechte Gewissen über die ungerechte Geldverteilung im Filmgeschäft die Feder führt. Auf unsere Maßstäbe übertragen, ließe sich „Trust“ ganz anders loben: als „Lindenstraße“ in der Regie von Absolventen der Münchner Filmhochschule. Sybille Simon-Zülch

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