: Ich, der Wind in den Blättern
■ Japanischer Tanz aus aller Welt: In zwei Wochen beginnt das Butoh-Festival
Kennen Sie Butoh? Wenn nicht, dann werden Sie vom 22. April bis zum 9. Mai reichlich Gelegenheit haben, diese moderne japanische Tanzform an mehreren Bremer Aufführungsorten kennenzulernen. „Eine Stein-Frau gebiert in der Nacht“ — wie das wahrhaftig geht, zeigt die brasilianische Tänzerin Maura Baiocchi. Oder: das rein weibliche Ensemble „Compagnie Ariadone“ will zeigen, wie die verlorene Synthese von Körper und Geist wiedererlangt werden kann. Die Frage sei, so der künstlerische Leiter der Tage, Jürgen Müller- Othzen vom Freiraum-Theater: „Wie verhält sich der Körper in einer bestimmten Kultur?“
Butoh ist eine manchmal unendlich langsame Bewegungsfolge, eine Transformation von einem körperlichen Ausdruck zum nächsten. Butoh kennt keine Regeln, ist also „formlos“; das intensive persönliche Erleben der TänzerInnen auf der Bühne steht im Vordergrund. Sie versuchen, sich mit ihrem Körper in manchmal sehr abstrakte Gedankenbilder einzufühlen und sie darzustellen. „Ich bin der Wind, der durch die Blätter rauscht“, könnte so ein Vorhaben heißen. Oder auch: „Das Pferd stirbt beim Sonnenuntergang“.
Wirtschaftssenator Jäger wußte bei der Pressekonferenz am Mittwoch noch nicht viel damit anzufangen. Er war in puncto Butoh „nicht auf dem letzten Stand“. Immerhin unterstützt sein Ressort das Butoh And Related Arts Festival mit einer Ausfallbürgschaft von bis zu 30.000 Mark. Dem Gesamtvolumen, so Jürgen Müller-Othzen, steuerten Sponsoren 45.000 bei, aus Eintrittsgeldern erwartet er 70.000 Märker und insgesamt 90.000 Mark kommen aus Senatszuschüssen. Das Besondere dabei: Die Senatorin für Kultur, Helga Trüpel, und eben der Wirtschaftssenator Jäger arbeiten bei diesem Vorhaben erstmals in einem größeren Rahmen zusammen.
In dreizehn Veranstaltungen und vier Workshops werden japanische KünstlerInnen, darunter die 86jährige Butoh-Legende Kazuo Ohno, sowie europäische (u.a. Leonore Welzin, NL, freiraum-theater Bremen und theatre pour le moment, CH) und Maura Baiocchi verschiedene Ausdrucksformen verwandter Genres vorstellen. Das geht von Begriffen wie „Leibliches Theater“ über „Theater der inneren Schwerkraft“ bis zu „Ausdruckstanz“. Darum das „Related Arts“ (verwandte Künste) im Titel.
Ob sich Bremen mit seiner Tanz-Tradition nun weiter und nachdrücklich „nach außen öffnen kann und die guten Beziehungen zum Fernen Osten weiter ausbauen kann“, wie Jäger sagte, werden wir sehen. Wir BremerInnen sollten uns bald um Karten bemühen (zwischen 20 und 45 Mark). Der Andrang scheint groß. Am 22. April gibt Leonore Welzin in der Kunsthalle einen Einführungsvortrag mit Videobeispielen. Jürgen Francke
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