Kritik innerhalb der CDU an der CDU wächst

■ Vorwurf: CDU beschäftigt sich zu sehr mit sich selbst/ CSU-Huber attackiert die Koalition und CDU-Schwester

Bonn (afp) — Nach dem Rechtsruck bei den Landtagswahlen wächst bei der CDU die Kritik aus den eigenen Reihen und von der Schwesterpartei CSU. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Bonner Unionsfraktion, Jürgen Rüttgers (CDU), betonte, die Partei müsse sich mehr um die Interessen der Bürger kümmern. Sie vergeude viel Zeit damit, „sich in Vorständen, Arbeitskreisen und Versammlungen mit sich selbst zu beschäftigen“. CSU-Generalsekretär Erwin Huber richtete scharfe Angriffe an die Bonner Regierungskoalition und die CDU. Der Hauptgeschäftsführer der Mittelstandsvereinigung der Union, Peter Helmes, mahnte Bundeskanzler Helmut Kohl, gegenüber den Forderungen seiner Minister mehr Führungsstärke zu zeigen.

Rüttgers sagte: „Zur Zeit nimmt die CDU die Themen, die in der Bevölkerung die Menschen bewegen, häufig nicht, zu wenig oder zu spät auf.“ Die Parteiarbeit werde zunehmend von „Politprofis“ gemacht, gleichzeitig seien die Mitbestimmungsmöglichkeiten in der Partei ungenügend. Um mehr Frauen und junge Leute in die Partei zu holen, forderte Rüttgers eine „Selbstbindung“. CSU-Generalsekretär Huber schrieb im 'Bayernkurier‘, das Regierungsbündnis sei „gefangen in einer überflüssigen Eigenblockade“. In wichtigen Fragen wie der Asylpolitik, der Pflegeversicherung oder der inneren Sicherheit gebe es eine „Entscheidungsunfähigkeit“ der Koalition. Die CDU nannte Huber eine „Partei mit einer verschwommenen Linie“. Der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionschef Geißler sei ein unbelehrbarer Anwalt einer für immer weitere Millionen offenen Gesellschaft. Den CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden Schäuble forderte Huber auf, mit dem Taktieren in der Asylfrage Schluß zu machen. Der FDP warf er vor, sich einer Grundgesetzänderung aus „liberalem Snobismus“ zu verweigern.