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Gewerkschafter voll auf Atomkurs

Bonn (dpa/taz) — Die neuen „Energiepolitischen Leitlinien“ der IG Chemie-Papier-Keramik und der IG Bergbau und Energie sind von Teilen der SPD-Bundestagsfraktion hart kritisiert worden. Streitpunkt ist die Atomenergie, auf die beide Industriegewerkschaften auf absehbare Zeit nicht verzichten wollen. Die für Umweltfragen zuständigen SPD- Bundestagsabgeordneten Monika Ganseforth und Michael Müller bekräftigten am Donnerstag in Bonn „die Haltung der SPD, zu einer sicheren Energieversorgung ohne Atomkraft zu kommen“.

Die Gewerkschaftschefs Hermann Rappe (IG Chemie) und Hans Berger (IG Bergbau), die beide auch SPD-Bundestagsabgeordnete sind, vertraten ihr Energiekonzept und sprachen sich dafür aus, die „Option Kernkraft“ offenzuhalten und die Atomenergieforschung fortzusetzen. Die derzeitigen deutschen Reaktoren sollten nach Ansicht der IG Chemie und der IG Bergbau „so rasch wie möglich“ durch bessere ersetzt werden, „deren technische Restrisiken sich auf das Innere des Kraftwerks beschränken“. Auch Zwischen- und Endlagerung müßten „hinreichend sicher“ gemacht werden. „Die Endlagerung ist das Konzept, auch wenn einzelne Standorte wie Gorleben nicht gehen sollten“, sagte Berger. Bereits heute den Zeitpunkt eines Verzichts auf die Atomenergie festzulegen, sei nicht verantwortbar. Rappe erklärte, das Energiekonzept der Gewerkschaften werde die Diskussion über feste Ausstiegsfristen in der SPD wieder in Bewegung bringen. Zum möglichst baldigen Erreichen der Umweltschutz- und Sparziele ist eine „allgemeine, zweckgebundene Energieabgabe in Europa“ ein wichtiger Schritt, meinen IG Chemie und IG Bergbau. Eine CO2-Abgabe, mit der die Kohle besonders belastet würde, lehnen sie jedochab.

Die SPD-Abgeordneten Ganseforth und Müller nannten die Atomenergie „eine unbewegliche Dinosauriertechnologie, die für die naiven Wachstumsträume vergangener Jahrzehnte steht“. Atomare Großkraftwerke blockierten die Maßnahmen zum Energiesparen und den Einsatz von Solarenergie. Gegen Atomkraft sprächen auch die großen Risiken, die ungelöste Entsorgung und die Mißbrauchsmöglichkeiten.

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