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Baustopp auf jüdischem Friedhof aufgehoben

Hamburg (afp) — Auf dem heftig umstrittenen ehemaligen jüdischen Friedhof im Hamburger Stadtteil Ottensen darf weitergebaut werden. Wie ein Sprecher der Justizbehörde am Donnerstag mitteilte, hat das Oberverwaltungsgericht einen vom Verwaltungsgericht erlassenen Baustopp aufgehoben. Gegen die geplante Errichtung eines Ladenzentrums hatten in den vergangenen Wochen mehrfach orthodoxe Juden aus aller Welt protestiert. Demonstranten hatten sich vor die Bagger gestellt und eine Weiterarbeit damit verhindert. Zum Gesamtbauvorhaben gehört auch ein Wohnhaus mit neun Wohnungen, das zuerst gebaut werden soll. Dafür war im März 1991 eine Baugenehmigung erteilt worden. Als im März dieses Jahres die Arbeiten für dieses Haus beginnen sollten, erhob ein Rabbiner aus Manchester (Großbritannien) Widerspruch. Er bat die Gerichte um einen Baustopp. Der Antragsteller berief sich darauf, daß das Baugrundstück zum jüdischen Friedhof gehöre. Dort sei 1909 sein Urgroßvater beigesetzt worden. Dessen Grab sei unantastbar und könne durch die Bauarbeiten verletzt werden, argumentierte der Rabbiner. Insgesamt geht es den orthodoxen Juden um die Erhaltung von etwa 4.000 Gräbern auf dem Friedhof, der nach jüdischen Glaubensregeln niemals aufgelöst werden darf. Der Friedhof war in den 30er Jahren von den Nationalsozialisten für einen Bunkerbau eingeebnet worden. Nach dem Krieg hatte die jüdische Gemeinde Hamburgs das Gelände verkauft, und kurz darauf war ein Kaufhaus darauf errichtet worden. (Aktenzeichen: OVG Bs II 30/92)

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