piwik no script img

NEU IM KINO:„Die Abenteuer von Pico und Columbus“ Holzwurm gegen Hornissenkönig

Wenn Sie für sich oder Ihre Kleinen partout auf einer vierfarbigen historisch-kritischen Richtigstellung all der leidigen Columbus- entdeckt-Amerika-Lügengeschichten bestehen, dann bleiben Sie besser weg! Der Zeichentrickfilm „Die Abenteuer von Pico und Columbus“ geht mit den großen und kleinen Einzelheiten der Story ziemlich sorglos um. Schließlich geht es auch um eine Liebesgeschichte!

Der stämmige, gutherzige Holzwurm Pico hat nicht nur den Quadrat-Globus angenagt und seinen Columbus auf den Trichter gebracht, daß die Erde rund ist, sondern er hat sich auch herzzerreißend und mit allen Symptomen verliebt, heftig und unübersehbar, in die Lichtmotten-Fee Marilyn. Ein liebreizend zartes Wesen mit großen Augen!

Dieser Columbus, mit ordentlicher Zinkennase wie ein Spanier aus den Schullehrbüchern ausgestattet, bezirzt die spanische Königin Isabel, daß sie ihren Herzmund schürzt und die lila Lider niederschlägt und mit ihm rumschäkert, obwohl der kleine dicke Gatte Ferdinand („Ferdi“) grollend danebensitzt. Columbus aber bekommt seine Schiffe, darf lossegeln und Gold suchen — und für und mit Pico die Prinzessin aus den Fängen des schrecklichen Hornissenkönigs befreien...

Der Film ist eine nette deutsche Produktion, fast altmodisch charmant, in vielen Einzelheiten liebevoll gezeichnet: Die dicken Feldsteine der Stadtmauer, die weißen Augen der Ratten in tintenschwarzer Gully-Finsternis. Bei allen Verfolgungsjagden und Rette-sich-wer-kann-Tricks geht nie der Witz verloren, bleiben die Helden kleine Charaktere: Bob der Biber, gutmütig und unbeirrbar, Königin Isabella, die Sinnenfrohe mit Doppelkinn.

Der Film wurde in München mit US-Trickfilmspezialisten auf Standard und auf stolze 14,5 Mio. Produktionskosten gebracht. Er läuft in Berlin gerade in zwölf Kinos gleichzeitig. Zwei Indianer kommen übrigens auch vor. S.P.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen