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Im Druckhaus Friedrichshain wird gestreikt

■ Auch bei der 'Berliner Zeitung‘ stehen die Zeichen auf Streik/ Gruner+Jahr will hauseigenen Tarifvertrag für Ostler

Mitte. Bei der 'Berliner Zeitung‘ stehen alle Zeichen auf Streik. In einer Urabstimmung am vergangenen Mittwoch votierten 86,3 Prozent der gewerkschaftlich organisierten Redakteure und Angestellten für die Einleitung von Kampfmaßnahmen. Weil der Organisationsgrad mit über 75 Prozent aller Beschäftigten sehr hoch ist, ist damit zu rechnen, daß die Abonnenten in den nächsten Tagen nicht ihr gewohntes Blatt im Briefkasten finden. Bis heute erhielten sie ohnehin ein an Seitenzahl vermindertes Blatt, denn im Streik befinden sich seit letztem Donnerstag auch die meisten der rund 700 Angestellten des Druckhauses Friedrichshain.

Gedruckt werden dort alle Erzeugnisse des »Berliner Zeitschriften-Verlag GmbH« ('Wochenpost‘, 'ff‘, 'Magazin‘) und der ähnlich klingenden »Berliner Zeitung-Verlag GmbH« ('Kurier‘, 'Berliner Zeitung‘) sowie des 'Neuen Deutschlands‘. Die Zeitungsverlage gehören beide dem Gruner+Jahr-Konzern.

Bei einer Streikversammlung wurde gestern beschlossen, die Arbeitskampfmaßnahmen so lange fortzuführen, bis der Druckerverband Ost, einen »vernünftigen« Stufenplan mit einer schrittweisen Angleichung der Ostlöhne auf Westniveau vorlegt. Um gleiche Löhne für gleiche Arbeit geht es auch den Redakteuren des Berliner Zeitung-Verlag. Dort herrscht seit September vergangenen Jahres ein tarifloser Zustand, weil der Verlag aus dem Arbeitgeberverband austrat. Grund: Der Verlag wollte nicht die vereinbarte Angleichung der Löhne und Gehälter ostdeutscher Redakteure an die westdeutschen Tarife nachvollziehen, sondern die Zeitstufen in einem eigenen Haustarif selbst bestimmen.

Beim 'Kurier‘ sind die ungleichen Gehälter kein Problem, weil von den etwa 35 Redakteuren nur fünf Ostgewächse sind. Zum Streit könnte es aber bei der 'Berliner Zeitung‘ kommen. Von den dort beschäftigten 150 Redakteuren werden 30 nach den Westtarifen bezahlt, die Majorität aber nach den rund 40 Prozent niedrigeren Osttarifen. Ein »unhaltbarer Zustand«, sagen die Mitglieder des Streikkomitees.

In der vergangenen Woche legte die Tarifkommission unter der Leitung der IG-Medien ein sehr »weitreichendes« Kompromißmodell vor. Sie fordert für die aus dem Osten stammenden Journalisten eine ab 1. Oktober rückwirkend geltende Erhöhung auf 70 Prozent der Westgehälter und eine Angleichung auf 100 Prozent zum 1. Mai 1994. Ein Modell, das Gruner+Jahr ablehnt. Sie wollen eine Angleichung bis zum 1. Juni 1996 hinausschieben. Über gleiche Löhne für Ostjournalisten könnte man reden, hieß es in einem Vorschlag aus Hamburg, wenn die 'Berliner Zeitung‘ vier Quartale hintereinander die derzeitige Auflage von 250.000 Exemplaren auf 300.000 steigert. aku

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