: Stoßdämpfer zur Hölle
■ Der Franzose Gilbert Duclos-Lasalle gewann den Rad-Klassiker Paris-Roubaix vor Olaf Ludwig
Roubaix (dpa/taz) — Durch die Hölle des Nordens führt der 1896 zum erstenmal ausgetragene und damals von dem Deutschen Josef Fischer gewonnene Rad-Klasssiker Paris-Roubaix, und der 37jährige Gilbert Duclos-Lasalle schien am besten gewappnet für den Höllenritt. Auf einem Rad mit Stoßdämpfergabel begab sich der Franzose auf das tückische Kopfsteinpflaster in dem nordfranzösichen Industriegebiet und verteidigte seinen Vorsprung auf den kraftvoll attackierenden Geraer Olaf Ludwig bis ins Ziel. „Duclos wurde am Ende immer schneller“, ärgerte sich Ludwig, dem am Ende 38 Sekunden zum Sieg fehlten, „vielleicht hätte ich mich etwas früher auf die Verfolgung machen müssen.“
Duclos-Lasalle hatte sich aus einer vierköpfigen Spitzengruppe abgesetzt, sein Teamgefährte Greg LeMond (USA) bremste geschickt das Verfolgerfeld, und keiner der Favoriten machte Anstalten, die Verfolgung aufzunehmen. Da platzte Ludwig der Kragen. 15 Kilometer vor den letzten beiden Runden im Velodrom von Roubaix stahl er sich an LeMond vorbei und suchte sein Glück als Einzelkämpfer. Da betrug der Vorsprung des Franzosen noch 1:10 Minuten.
„Ich bin ohne Rücksicht auf Verluste volle Pulle gefahren und konnte den Vorsprung auch auf rund 20 Sekunden verringern. Ich habe Duclos schon vor mir gesehen. Aber vier Kilometer vor dem Ziel war bei mir kein Zug mehr drin, und nach weiteren zwei Kilometern wußte ich, daß ich ihn nicht mehr erwischen würde“, sagte Ludwig, der in seinem dritten Profijahr weiter auf seinen ersten Klassiker-Sieg warten muß.
Im Ziel lagen sich Duclos-Lasalle und LeMond, den der Franzose beim Toursieg 90 bis zur Selbstaufgabe unterstützt hatte, in den Armen. „Das war eine taktische Meisterleistung unseres Teams. Ich bin viel weiter als in den Vorjahren — bei uns läuft es schon sehr gut“, freute sich der als Spätstarter in die Saison bekannte LeMond.
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