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Jugendpfarrer kritisiert Kirche

■ Wolfram Hülsemann fordert mehr Solidarität der Kirche mit Jugendlichen

Berlin. Der frühere Ostberliner Stadtjugendpfarrer Wolfram Hülsemann hat die ostdeutschen Kirchen aufgefordert, »Zeichen einfühlsamer Solidarität« mit Jugendlichen zu setzen. Wer Jugendliche in Gestaltungsprozesse der Gesellschaft einbeziehen wolle, müsse ihnen ehrlich und offen begegnen, betont der jetzt in der Berufsschularbeit seiner Kirche tätige Pfarrer.

So vermisse er bis heute beispielsweise den »öffentlichen und geharnischten Protest« der berlin-brandenburgischen Kirchenleitung zum Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen Kriegsdienstgegner, die Anfang April den Transport Wehrpflichtiger vom Bahnhof Alexanderplatz »völlig gewaltfrei zu verhindern suchten«. Über das friedliche Mittel müsse man streiten. Er würde sich nicht auf Bahngleise setzen, meint Hülsemann. Aber Brutalität und menschenverachtende Äußerungen von Polizisten verlangten »unsere eindeutigen solidarischen Zeichen«.

Wenn für Jugendliche Kirche überhaupt noch bedeutsam sein solle, »müssen sie diese Kirchen an ihrer selbstkritischen Haltung und an ihren glaubwürdigen solidarischen Zeichen erkennen«, erklärte der evangelische Theologe. Gewalt bekämpfe man nicht an den Symptomen. »Wir müssen einen Lebensstil finden, der sie weitgehend unnötig erscheinen läßt.«

Hülsemann, der sich vor dem Hintergrund einer anscheinend wachsenden Neigung zur Gewalttätigkeit vor allem in den größeren Städten äußert, fordert dazu auf, Jugendlichen in den neuen Bundesländern viel Zeit einzuräumen, damit sie ihren Weg und ihren Platz finden. Jeder gesellschaftliche Anpassungsdruck müsse sich bei ihnen verheerend auswirken. Das undifferenzierte politische und moralische »Abhalftern« der gesammelten Erfahrungen aus der Vorwendezeit werde von Jugendlichen als ein »Schlag ins Gefühlskontor« empfunden. epd

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