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Kurs des Männerwahns

■ betr.: "Rechtsradikaler Marsch in die Parlamente", taz vom 6.4.92

Betr.: „Rechtsradikaler Marsch in die Parlamente“, taz vom 6.4.92

Nicht unwesentlich und noch weniger zufällig ist die Tatsache, daß nach Angaben von Wahlforschern „vor allem junge Männer“ (taz) ihren Wahlzettel an (der) Stelle der Rechtsradikalen kreuzigten.

Dieses Spielchen parlamentarischer Staatsform als Stimmungspegel einer Bevölkerung betrachtet, gibt wichtigen und leider kaum folgenschweren Aufschluß über verbreitetes Gedanken„gut“. Schließlich sind es nicht nur glatzköpfige Hohlschädel, die klischeegemäß in Springerstiefeln den parteipolitischen Marsch in die sogenannten Volksvertretungen antreten.

Für „großzügige staatliche Hilfen zugunsten deutscher Familien und Mütter“ tritt die DVU menschenverachtend in ihrem Programm ein, und trifft damit allem Anschein nach den Geschmack vieler bisher verkappter junger Chauvis. Modernes Machotum und nationalistische Gebärden ergeben auch hier zusammen die braune Brühe, die für den „Erhalt des deutschen Volkes“ die „fehlenden Geburten“ programmatisch bejammert, und: geschluckt wird.

Das althergebrachte Bewußtsein von Männlichkeit überträgt sich hier in neuer, nicht weniger repressiver Form von unzähligen Stammtischen in die unzählbaren Köpfe junger Generation. Die heuchelnde Besorgniserregung etablierter MachtpolitikerInnen über den faschistischen Aufstieg und -marsch darf nicht darüber hinwegtäuschen, daß die bildungspolitischen Ziele, die die „Republikaner“ in ihrem „Siegburger Manifest“ proklamieren, auch vor ihrer Regierungsbeteiligung schon großen Anklang fanden.

„Ideale und Wertvorstellungen auf abendländischer Grundlage“ sollen der Jugend vermittelt werden — wie dann jedoch die ausdrücklich „neuen Formen des Miteinanders“ aussehen sollen (oder schlimmstenfalls werden), die „Männer und Frauen entwickeln müssen“, um den „rückläufigen Geburtenzahlen entgegen(zu)wirken“, mag ich mir gar nicht vorstellen.

Die hier manifestierten Schreckensvisionen für die Zukunft werden patriarchaler Unterdrückung vergangener Zeiten wohl in nichts nachstehen, und die frauenfeindliche und sexualitätstabuisierende Gegenwart als antisexistische Wohltat erscheinen lassen. [...] Jens Kastner, Ratingen

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