Schmiergeldempfänger blieb unbekannt

Berlin. In einem Bestechungsverfahren vor dem Moabiter Amtsgericht wegen illegaler Ausstellung von Wohnberechtigungsscheinen für Sozialwohnungen wurde am Donnerstag der Verdacht erneuert, daß ein weiterer, noch unbekannter Angestellter des Neuköllner Wohnungsamtes korrupt sein könnte. Der Empfänger des Schmiergeldes von 3.000 Mark sowie ein mutmaßlicher Vermittler konnten nicht ermittelt werden.

Der im Oktober vorigen Jahres wegen unberechtigter Ausstellung von Dringlichkeitsbescheinigungen für Sozialwohnungen in elf Fällen zu 20 Monaten Haft mit zweijähriger Bewährung verurteilte 40jährige Ex- Sachbearbeiter Michael A. bestritt vor dem Schöffengericht als Zeuge, für die Angeklagte 28jährige Silvia- Gerda H. einen entsprechenden Schein ausgestellt zu haben; er sagte aus, er kenne nicht einmal den Namen der Frau.

Nach den Ermittlungen der Kriminalpolizei steht einwandfrei fest, daß ein unbekannt gebliebener Mitarbeiter des Neuköllner Wohnungsamtes am 11. Juli 1988 dem Ehepaar H. eine Dringlichkeitsbescheinigung durch »Überlistung« des Computers ausgestellt hatte. Das Jahreseinkommen setzte der Angestellte von tatsächlich fast 60.000 Mark auf 35.000 Mark herunter und erfand zwei Kinder, um den Nachweis für eine Vierzimmerwohnung zu ermöglichen. adn