Tragen Sie Maske?

■ Ausstellung im Übersee-Museum: Wie Masken alles zeigen, auch das Geheime

In Workshops, Therapien und Encounter-Wochenenden arbeiten hierzulande hunderttausende von Menschen daran, „ihre Masken fallenzulassen“ und dahinter ihr wahres Ich zu entdecken. In Europa ist es gängige Vorstellung, daß der wahre Mensch erst unter dem dekorativen Schein zu finden ist. Das käme den EinwohnerInnen von Papua-Neuguinea, dem Inselstaat nördlich von Australien, völlig abstrus vor: Denn sie verwenden mit Masken, die auch direkt auf das Gesicht gemalt werden, eine besondere „Sprache“, um die wahren Gesinnungen und Absichten eines Menschen zu entziffern. Wie dieses manchmal bedrohlich, mal fröhlich wirkende, auf jeden Fall aber farbenfrohe „Penim Pes“, wie „das Gesicht bemalen“ auf neumelanesisch heißt, aussieht, läßt sich zur Zeit in einer Ausstellung im Übersee-Museum bewundern.

Und immer blitzen Augen aus all der Farbenpracht hervor: Die Völker Paua-Neuguineas haben ihre Kunst auf die schnell vergängliche Form des bemalten Körpers, und da besonders des Gesichtes, konzentriert. Der dort arbeitende Regierungsberater und Fotograph Jörg Sorgenicht hat diese flüchtige Kunst auf mehreren „Singsings“, wie große Veranstaltungen mit Tänzen und Aufführungen heißen, beobachtet und festgehalten.

Mit ein paar weißen Strichen und Punkten im Haar fängt es an, bei über und über bemalten Gesichtern in allen Regenbogenfarben hört es nicht auf: Zum Schmuck gehören auch phantasievolle Kopfbedeckungen. Doch der gesamte Körperschmuck wird, so frei kreiert er aussehen mag, nach streng traditionellen Dekorationsmustern angelegt. Deren genaue Bedeutung ist allerdings nicht genau geklärt. Die Aussage der gesamten Erscheinung ist in in einzelnen Fällen allerdings klar: Tritt ein Tänzer mit glänzender Bemalung und Schmuck auf, signalisiert das seine Stärke und Unbesiegbarkeit, erscheint er mit hellem Lehm und Asche bedeckt, bedeutet das Trauer. Auf manchen „Singsings“ mischen sich auch traditionelle Formen und neue Muster.

Die Kunst Papua-Neuguineas beschränkt sich nicht nur auf die Körperbemalung: Andere Schmuckstücke wie geschnitzte und mit reichhaltigen Ornamenten verzierte Masken oder Figuren werden aber erst in neuester Zeit nach europäischem Kunstverständnis gesammelt. In der Papua-Neuguineanischen Tradition haben sie bis heute eine bestimmte Funktion zu erfüllen - zum Beispiel das Ende der Trauerzeit anzuzeigen — und werden dann nutz- und wertlos; früher ließ man sie verfallen. Das erschwert die Deutung der überlieferten Formen.

Zusammen mit Schnappschüssen, die auch das „normale“ Leben in Papua-Neuguinea zeigen, und Sammlungsstücken des Überseemuseums gibt die Ausstellung interessante Einblicke in ein Land und in eine Kultur, über die man hier noch wenig weiß. skai