piwik no script img

Frohe Ostern für Borussia

■ Punktverluste vom VfB Stuttgart und der Frankfurter Eintracht festigten Borussia Dortmunds Position an der Bundesliga-Spitze/ Bayern kann immer noch keine Elfmeter/ Otto schmäht Ossi

Berlin (taz/dpa) — Die Spieler vom Tabellenführer Borussia Dortmund, die ihr Pflichtpensum mit einem 1:0 bei den Stuttgarter Kickers bereits am Gründonnerstag brav erfüllt hatten, konnten sich am Samstag in Ruhe zurücklehnen und genüßlich mit ansehen, wie die direkte Konkurrenz um die Meisterschaft mit schweren Füßen über den Platz schlich. „Zu wenig Einsatz, zu wenig Spiel nach vorn“, attestierte Christoph Daum, der Trainer des VfB Stuttgart, erbost seinen Spielern, die ausgerechnet beim zuverlässigsten Heimpunktelieferanten der Rückrunde, den Münchner Bayern, mit 0:1 verloren hatten.

Die Schönspieler von Eintracht Frankfurt vertändeln derweil einen Punkt nach dem anderen. Nachdem sie in der 14. Minute durch Binz gegen Wattenscheid in Führung gegangen waren, zauberten sie die gewohnten exzellenten Kombinationen auf den Rasen, versiebten jedoch beste Torchancen zuhauf. Ein schnöder Schuß ins Tor schien ihnen viel zu profan, nonchalant versuchten sie, den Ball aus dem Fußgelenk am Keeper vorbeizuspitzeln, und ein Innenpfosten sollte allemal mit im Spiel sein. Die Wattenscheider schauten sich diese fußballerischen Arabesken eine Weile an, dann begannen sie ihrerseits entschlossen nach vorne zu stürmen. Frankfurts ungeliebter Torwart Uli Stein bekam mächtig Arbeit und winkte einige Male verächtlich ab, wenn sich seine Vorderleute wieder mal ausspielen ließen, dem Rest des Teams fuhr der Schreck in die Glieder. „Dies war ein klassisches Spiel, in dem man sehen konnte, welche Macht großer Druck auf Fußballer-Beine hat“, bemerkte Wattenscheid-Coach Hannes Bongartz süffisant. Sechs Minuten vor Schluß erzielte Uwe Tschiskale den Ausgleich, und Frankfurt, dessen Vizepräsident Bernd Hölzenbein vom „schlechtesten Heimspiel der Saison“ sprach, konnte noch froh sein, wenigstens einen Punkt gerettet zu haben.

In München zeigten die Bayern, daß sie immer noch nicht gelernt haben, wie man Elfmeter schießt. Vor drei Wochen gegen Nürnberg hatte Stefan Effenberg alles vermasselt, als er Olaf Thon den Ball wegschnappte und den Strafstoß in die Arme von Torwart Köpke schoß. Nie wieder werde Effenberg einen Elfmeter schießen, wetterte Trainer Erich Ribbeck damals, und als der blonde Mittelfeld-Buhmann, vom Heiligen Toni gerade vom Vorwurf des Arschlochtums freigesprochen, diesmal gegen den VfB einen äußerst fragwürdigen Strafstoß bekam, erhörte er überraschenderweise des Trainers Begehr. Er ließ den Thon, und Ribbeck bekam prompt die Quittung. Der Neu-Libero verschoß.

Das machte aber nichts, denn zuvor, in der 44. Minute, hatte Effenberg, der sich nach dem Kreuzbandriß von Lothar Matthäus — ebenso wie Stuttgarts Matthias Sammer — Hoffnung macht, bei der EM dessen Platz im Nationalteam zu übernehmen, nach glänzendem Paß Thons bereits ins VfB-Tor getroffen. Das reichte zum Sieg. „Vielleicht haben wir die Münchner etwas unterschätzt“, meinte später Sammer, der gegen Strunz genausowenig zustandebrachte wie der zuletzt überragende Gaudino gegen Berthold.

Elfmeterärger gab es auch in Bochum. Dort führte Werder Bremen kurz vor Schluß mit 2:1, da sank Bochums Dressel im Strafraum zu Boden, und Schiedsrichter Stenzel aus Forst pfiff zur Überraschung aller Elfmeter. Der käme ja aus den neuen Bundesländern und hätte dort früher vermutlich schon Dynamo Berlin gegen Bischofswerda zum Sieg pfeifen müssen“, hämte Werder-Coach Otto Rehhagel voller Sarkasmus in Richtung Schiedsrichter. Bochums Heinemann hatte indes keine Skrupel und verwandelte, sehr zum Entsetzen von Bochums Konkurrenz, im Abstiegskampf zum 2:2. Bremen darf sich nach dem schiedsrichterlichen Punktverlust langsam vom Gedanken an einen UEFA-Cup-Platz verabschieden und sich voll und ganz auf den Europacup konzentrieren.

Die trefflichste Analyse des 33. Spieltages gelang wieder einmal Leverkusens Trainer Reinhard Saftig nach dem 1:1 beim Hamburger SV. Auf die Meisterschaftschancen seines Teams angesprochen, beschenkte er die staunende Öffentlichkeit mit einer fundamentalen Erkenntnis: „Es ist ein Problem, daß drei Mannschaften vor uns sind.“ Matti

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen