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Energienotstand in Kolumbien

Bogota (wps) — Angesichts einer schweren Dürre und Engpässen in der Stromversorgung wollte der kolumbianische Präsident Cesar Gaviria gestern den „wirtschaftlichen Notstand“ ausrufen. Dies gab die Regierung am Dienstag bekannt. Nach unerwartet niedrigen Regenfällen dieses Jahr — angeblich von einer Verlagerung des Pazifikstroms El Nino verursacht — sind die Wasserreservoirs in den Anden, die zur Erzeugung von 80 Prozent des kolumbianischen Stroms dienen, auf einen historisch niedrigen Stand abgesunken.

In großen Teilen des Landes wird täglich von fünf bis neun Uhr abends der Strom abgeschaltet. Selbst in der Hauptstadt Bogota kommt das Nachtleben zum Erliegen. Auch das Fernsehprogramm fällt zu großen Teilen aus. Die wirtschaftlichen Verluste werden auf 35 Millionen Dollar wöchentlich geschätzt.

Die Regierung hat darauf bislang nur mit einer Reihe von Appellen reagiert. Unternehmen sollen ihren Energieverbrauch um 15 Prozent senken; andernfalls können sie geschlossen werden. Private Verbraucher werden aufgefordert, zum Frühstück Sodawasser zu trinken, anstatt Kaffee zu kochen. So sinken jetzt nicht nur die Wasserstände — es sinkt auch die Popularität des Präsidenten. Hätte der Staat rechtzeitig in die Modernisierung der Wasserkraftwerke investiert, so Kritiker, wäre es gar nicht zur jetzigen Krise gekommen. Sie sei, so ein Regierungsbeamter, „Ergebnis einer jahrzehntelangen Anhäufung von Fehlern, die erst in der Dürre offensichtlich wurden“.

Die neuen Notmaßnahmen der Regierung sollen nun die Übernahme der Hälfte der Schulden der Elektrizitätswerke — Gesamthöhe: eine Milliarde Dollar — durch den Staat ermöglichen. Energieminister Camilo Restrepo sagte außerdem, in den nächsten drei Monaten müßten 180 Millionen Dollar in neue Generatoren und die Reparatur von alten investiert werden.

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