: NEU IM KINO: „Blast of Silence“ Die Explosion des Schweigens
Der Film beginnt, doch die Leinwand bleibt schwarz. Die harte Stimme des Erzählers beschreibt eine Geburt, und mit dem ersten Schrei des Neugeborenen erscheint ein kleiner heller Punkt und wird größer; er ist das Licht am Ende des Tunnels, und wir fahren mit einem Zug aus dem Dunkel in New York ein.
Es wird später kaum heller in diesem Nachzügler der „Schwarzen Serie“ aus dem Jahre 1961. Der bezahlte Killer Frank Bono hat einen Auftrag zu erfüllen, aber er zeigt Gefühle und macht Fehler, und so ist das Ende schon sehr bald abzusehen: Ein Killer, der nicht professionell arbeitet, wird selber getötet.
Das winterliche New York mit seinen Straßenschluchten, Nightclubs, der Staten Island Fähre und Harlem spielen die eigentliche Hauptrolle in „Blast of Silence“. Die pessimistische Grundstimmung, die Jazzmusik und die lakonischen Schwarzweiß-Bilder wirken auch heute noch originell und beängstigend authentisch. Regisseur Allen Barons erster und einziger Kinofilm erinnert an die brillanten Anfänge von John Cassavetes oder Martin Scorsese. In Cannes wurde sein Film damals gar mit „Außer Atem“ verglichen, worauf Baron, der die französische Nouvelle Vague gar nicht kannte, erwiderte: „Who the hell is Godard?“
„Blast of Silence“ war ein vielversprechendes Erstlingswerk, aber anders als seine heute berühmten Kollegen wurde Baron sofort und total vom Hollywoodsystem eingekauft. Obwohl sein Film bei der Kritik und an den Kinokassen erfolgreich war, bekam Baron nie wieder Gelegenheit, einen Kinofilm zu inszenieren. Er drehte stattdessen über 150 Fernsehshows und Serienepisoden.
1990 wurde sein Film auf dem Münchener Filmfest wiederentdeckt. Wenn man Baron, der selber die Hauptrolle spielt, als Frank Bono durchs kalte Manhattan streifen sieht, dann schwingt dabei ein bißchen die Wehmut des Baron mit, der heute sagt, er habe seine Chance vertan. Wilfried Hippen
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