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Freimarkt groß, aber flexibel

■ „Schoppengespräch“ auf der Osterwiese über die „neue Bürgerweide“

Das „Schoppengespräch im Cafe Jonny Schulze“: ein Palaver mit Tradition. Zur Osterwiesen- oder Freimarktzeit treffen sich die Schausteller mit der AGS, der Arbeitsgemeinschaft Selbständige in der SPD. Zeit, Dampf abzulassen, vom Leder zu ziehen, auf die Politik zu schimpfen, die das Schaustellerwesen schikaniert. Und die Politik kanalisiert den Unmut.

Gestern früh beim „Schoppengespräch“ ging es um ein heißes Eisen: die Umgestaltung der Bürgerweide. Jeder neue Poller und jede Parkuhr betreffen die Freimarktler, jeder Quadratmeter, der begrünt oder umgewidmet wird, bedeutet Einnahmeverlust. Als Verkäuferin des Projekts „neue Bürgerweide“ war Bausenatorin Eva-Maria Lemke- Schulte selbst da, und sie verpackte ihre Botschaften so froh, daß überhaupt kein Streit aufkam.

An der Fläche für den Freimarkt ändert sich nichts: 100.000 qm sind es und bleiben es.

Ein Großteil der Bürgerweide wird ab 1. Juli „parkbewirtschaftet“, d.h. umzäunt und mit Kassenhäuschen versehen. All diese Einrichtungen sind „flexibel“ und können bei Freimarkt und Osterwiese weggeräumt werden.

Vom neugestalteten Nordausgang des Bahnhofs — wegen kontaminierten Untergrunds ein langfristiges Projekt — wird eine „visuelle Achse“ zum Parkhotel weisen. Zu diesem Zweck wird die Gustav-Deetjen-Allee nach Westen verlegt. Das kostet ein Stück Bürgerweide. Ersatz für den Freimarkt soll es dort geben, wo jetzt noch die Baustelle des Kongreßzentrums VCB ist.

Das VCB als eigentlicher Anlaß für die städtebaulichen Maßnahmen — Lemke-Schulte: „Ich gehe davon aus, daß es Ende des Jahres fertig ist“ — wird über eine geschwungene „fußläufige Verbindung“ an den Bahnhof angeschlossen.

Was jetzt noch Parkplatz ist, wird stöckelschuhfreundlich gepflastert und mit 5 bis 6 Meter hohen Lampen und mobilen Absperrvorrichtungen abgetrennt. Einschränkung für die Freimarktleute: Hier können die ganz schweren Fahrgeschäfte nicht mehr hin.

Was die Marktleute dieses Jahr wirklich bewegt, entfuhr ihnen erst, als die Senatorin schon wieder weg war: das vielfältige „Treiben“ verschiedenster Ausländer auf der Bürgerweide. Die Reisebus-Polen hätten den Platz dreckig hinterlassen, und jugendliche Türkenbanden plünderten deutsche Osterwiesenkinder.

Der neue UB-West-Chef und frühere Innensenator Peter Sakuth forderte zur Freude der Anwesenden verstärkte uniformierte und zivile Polizeipräsenz. Ein Schausteller empfahl das Dortmunder Beispiel: Volksfeste werden dort von berittener Polizei begleitet. „Seitdem wird es da immer ruhiger.“

bus

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