: Von Links- zu Rechtsradikalen?
■ Antirassistinnen als presserechtlich Verantwortliche von rassistischen Pamphleten angegeben
Berlin. Demnächst werden der Polizei wohl wieder einige Strafanzeigen ins Haus flattern. Anlaß: neue rassistische Pamphlete des »Deutschen Volksbündnisses gegen Überfremdung«. Wie schon in der taz vom 30. März berichtet, mißbraucht das angebliche »Volksbündnis« die Namen von ausgewiesenen AntirassistInnen als presserechtlich Verantwortliche in seinen braun eingefärbten Aufgüssen. In neuen Briefen, diesmal an diverse taz-RedakteurInnen, werden nunmehr zwei Namen von Frauen presserechtlich benutzt, die sich im Ausländerbereich der Grünen beziehungsweise im Flüchtlingsbereich engagieren. Die Diktion dieser Briefe und ihre relativ fehlerfreie Orthographie verrät dabei ein gewisses Bildungsniveau. Außerdem wird so manches »linke« Argument eingestreut. Um das Ressentiment der oder des Verfassers gegen Türken zu erklären, wird zum Beispiel behauptet, die CDU setze sich für die Türken ein, weil es »um die Einflußsphären des deutschen Großkapitals im Nahen und Mittleren Osten« gehe. »Das Vierte Germanisch-Osmanische Großreich« sei hier am Entstehen. Und: »Linkssein kann nicht heißen, das eigene Land, das eigene Volk, Sprache, Kultur, Identität hereinströmenden fremden Völkerschaften, zumal Orientalen, zu überantworten«. Ist hier ein ehemaliger Linksradikaler zum Rassisten konvertiert? Eine der betroffenen Frauen hegt diesen Verdacht ebenfalls. Grund: Um Weihnachten herum habe sie Morddrohungen einer »Gruppe Deutscher Partisanen« erhalten, berichtete sie der taz. Tenor: Wir fänden es traurig, wenn wir dich umbringen müßten, denn vielleicht haben wir ja schon in denselben Seminaren gesessen. Im Januar tauchte dann das erste mit ihrem Namen unterzeichnete Flugblatt des »Deutschen Volksbündnisses gegen Überfremdung« auf, das nach Überzeugung der Frau »höchstwahrscheinlich« mit derselben Schreibmaschine geschrieben wurde.
Auch die andere Frau hat mit ihrem Namen gezeichnete Schreiben erhalten. Die Pamphlete wurden auch schon an verschiedene türkische Haushalte, Geschäftsleute und Vereine geschickt. Der Staatsschutz und die Staatsanwaltschaft ermitteln bereits. phi
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