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Opec sucht nach neuen Wegen

■ Auf ihrer Halbjahreskonferenz blicken die Ölproduzenten mit Skepsis auf den Umweltgipfel/ Weitere Drosselung der Fördermengen kein Thema/ Libyen liefert trotz Embargos weiterhin Rohöl

Wien (taz) — Recht still ist es in letzter Zeit um die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) geworden. Der „Ölschock“, den die Opec Mitte und Ende der 70er Jahre mit Preiserhöhungen und gedrosselten Förderkapazitäten den westlichen Industriestaaten versetzte, gehört längst der Vergangenheit an. Spätestens seit den rapiden Preisstürzen vor fünf Jahren, an denen selbst der Golfkrieg trotz einer kurzfristigen Hausse an den Spotmärkten fast spurlos vorrüberging, ist die Organisation der Ölförderländer an einer Neuorientierung ihrer Politik interessiert.

Auf der gestern eröffneten Halbjahreskonferenz will das Ölkartell, das 40 Prozent der Weltröhölproduktion stellt, vor allem einen Forderungskatalog für den UNO-Umweltgipfel im Juni in Rio auf den Tisch legen. Denn, so tönte Opec-Präsident Jibril Aminu in seiner Eröffnungsrede, die umweltpolitischen Angriffen auf ihre Industrie wollten die Ölproduzenten nicht tatenlos hinnehmen. Sie wehrten sich dagegen, daß „die reichen Nationen weiter aufblühen, während die ärmeren in den zunehmend verschmutzten Gewässern zurückbleiben.“ Gerade den Entwicklungsländern unter den Opec- Staaten geht es darum, ihren wirtschaftlichen Aufbau nicht auf Kosten einer auf Jahrzehnte hinaus ruinierten Umwelt voranzubringen. Dennoch sind sie auf die Ölausfuhr angewiesen, die die Haupteinnahmequelle für Devisen bildet. Die Aufrechterhaltung und weitere Erschließung von Förderkapazitäten verschlingt zudem immense Kapitalsummen.

So ist es auch nicht verwunderlich, daß gerade die ärmeren Opec- Staaten auf höhere Erdölerlöse drängen und mittelfristig einen Richtpreis von rund 21 US-Dollar pro Barrel (159 Liter) anvisieren. Das Hauptproblem dabei ist jedoch die mangelnde Disziplin der Förderländer bei der Produktion. Die erst im Februar festgelegte Fördergrenze von täglich knapp 23 Millionen Barrel wird von den Opec-Mitgliedsländern derzeit um rund 400.000 Barrel überschritten. Vor allem Saudi-Arabien, das während des Golfkriegs seinen Opec-Anteil von 24 auf 35 Prozent ausweitete, hatte sich gegen eine Aufteilung der Gesamtfördermenge gesträubt. Experten erwarten vom Treffen des Opec-Marktüberwachungsausschusses jedoch keine Kürzungen der Fordermenge, da sich seit Februar der Preis auf den Rohölmärkten auf 19 Dollar eingependelt hat.

Dennoch stehen die Wiener Verhandlungen unter Erfolgsdruck: Die Minister des Opec-Kartells, dem Saudi-Arabien, Kuwait, Iran, Irak, Venezuela, Katar, Indonesien, Libyen, die Vereinigten Emirate, Algerien, Nigeria, Equador und Gabun angehören, wollen mit anderen erdölexportierenden Staaten zu einer gemeinsamen Lösung kommen. Mit Vertretern aus Kanada, Angola, Aserbaidschan, China, Ägypten, Mexiko, Norwegen, Kasachstan, Malaysia, Oman, Rußland und Jemen wird verhandelt; nicht wenige Opec-Länder fürchten vor allem die Konkurrenz der GUS-Staaten, deren Erdölforderung die Weltmarktpreise wieder in den Keller drücken könnten. Doch inzwischen haben selbst die Opec-Mitgliedsstaaten weitgehend ihre eigenen Landesinteressen vor die der Gemeinschaft gestellt. Einige Staaten sind sogar bereit, wieder mit den Ölkonzernen zu kooperieren.

Vor Sitzungsbeginn sagte der libysche Erdölminister Abdullah Salim el Badri vor dem Hintergrund des von der UNO gegen Libyen verhängten Waffen- und Luftfahrtembargos, sein Land werde die Ölproduktion und Investitionen in das Ölgeschäft nicht einschränken.

Auch der Export soll dem Vernehmen nach fortgesetzt werden. Badri gab die Produktion Libyens mit derzeit 1,05 Millionen Barrel täglich an. Damit liegt der afrikanische Staat unter der für ihn vorgesehenen Quote von 1,395 Millionen Barrel. Erwin Single

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