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Entartetes Huhn zurück

■ Nazis hatten das das Mataré-Kunstwerk konfisziert

Ein von den Nazis 1937 als „entartete Kunst“ verfemtes und beschlagnahmtes Bronze-Huhn des Bildhauers Ewald Mataré ist wieder in den Besitz des Sprengel-Museums Hannover zurückgekehrt. Damit endete nach 55 Jahren eine wahre Odyssee- Reise des Kunstwerks. Die US- Amerikanerin Julia Gatchel aus Roseburg/Oregon schenkte die 1929 als Einzelstück entstandene Bronze nach langwieriger Suche nach dem ursprünglichen Besitzer zurück.

Das rund 30 Zentimeter hohe, massive „Huhn aus Romoe in Bronze“ war nach einer Tagebuchnotiz von Mataré „leider bei meinen niedrigen Preisen“ nur zu einem Entgeld von „für mich 145 Mark“ auf einer Ausstellung gekauft worden. Die Nazis konfiszierten das Objekt 1937 zusammen mit über 700 weiteren Kunstwerken im Provinzial- Museum, dem juristischen Vorläufer des Sprengel-Museums. Mit der Inventar-Nummer „6993“ wurde es in ein Berliner Depot geschafft. Obwohl sie die Plastik als „entartet“ ansahen, verkauften die Faschisten das Huhn — wie viele andere beschlagnahmte Werke — zu unbekanntem Preis an einen anonymen US-Amerikaner.

Gatschels Tante, Druisilla Albert Kidd, erhielt das Objekt dann 1939 als Hochzeitsgeschenk. 1940 mußte die neue Besitzerin selbst vor den Nazis fliehen. Aus rassischen Gründen verließ Kidd den SS-Staat und schmuggelte das Huhn als einzige Habseligkeit außer Landes.

Matare, 1965 gestorben, war Lehrer von J. Beuys. G. Roth

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