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Hitliste für den Potsdamer Platz

■ Daimler-Benz lud 14 »Stararchitekten« zum Wettbewerb Potsdamer Platz / Büros, Wohnungen, Hotels und Tiefgaragen müssen geplant werden/ Aushebung der Baugrube im Sommer 1993

Mitte. Bauliche Überraschungen wird es beim Architektenwettbewerb für das Daimler-Benz-Gelände zwischen Potsdamer/Leipziger Platz und Landwehrkanal nicht geben, sind doch die 14 von Daimler-Benz für seinen Wettbewerb eingeladenen Planer zumeist alte Bekannte der Architekturszene. Zu den sogenannten »Stararchitekten« gehören — wie könnte es bei dem Autoriesen aus Stuttgart anders sein — natürlich die Top-Ten der internationalen Baumeister-Hitparade. Ob das von Vorteil sein wird, ist zu bezweifeln. Auf der Liste des Bauvorhabens mit einer veranschlagten Bruttogeschoßfläche von 340.000 Quadratmetern finden sich die beiden Münchener Architekten Hilmer und Sattler, Gewinner des städtebaulichen Ideenwettbewerbs am Potsdamer Platz, sowie die Zweit- und Drittplazierten derselben Konkurrenz: der Kölner Oswald M. Ungers und sein Kollege Otto Steidle. Hinzu kommen Meinhard von Gerkan, die Berliner Kleihues und Kollhoff — ohne die wohl kein Wettbewerb mehr denkbar scheint. Von der internationalen Bühne stammen der Japaner Arata Isozaki, Architekt des Sportpalastes in Barcelona, Richard Meier aus New York und der Schweizer Mario Campi. Renzo Piano, Miterbauer des Pariser Centre Pompidou, und Jos Moneo aus Spanien sind dabei. Mit von der Partie ist auch der Brite Richard Rogers, dessen »Gegenmodell« zur städtebaulichen Entscheidung zum Potsdamer Platz Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer im Herbst wohl an den Rand eines Nervenzusammenbruchs brachte.

Die Architekten sollen bis zum Sommer Vorschläge erarbeiten, wie das Nutzungsprogramm für 195.000 Quadratmeter Bürofläche, 750 Wohnungen und Appartements, Geschäfte, Kaufhäuser und ein 400-Betten-Hotel sowie ein Theater und der Ausstellungspavillon »optimal« umgesetzt werden kann. Zugleich soll eine unterirdische Tiefgaragenwelt von sage und schreibe 160.000 Quadratmetern geplant werden, die die Autostellplätze und Technikräume aufnehmen soll. Externe Stellplätze sollen durch einen Shuttle-Verkehr angebunden werden. »Die städtebauliche Grundlage ist das erarbeitete Rahmenkonzept der Architekten Hilmer und Sattler«, betonte Daimler-Sprecher Eckhard Zanger. »Darüber hinaus sind die Teilnehmer aufgefordert, das Verkehrskonzept, die verkehrstechnische Erschließung und das Grünkonzept zu optimieren.« In den Auslobungsunterlagen sei den städtebaulichen und ökologischen Belangen ein »hoher Rang« eingeräumt worden. Nach Abschluß des Bebauungsplanverfahrens, so Zanger, könne im Sommer 1993 mit dem Aushub der Baugrube und der Realisierung begonnen werden. Bis 1996 sollen etwa zwei Drittel des Volumens abgeschlossen sein. Welche Architekten der Elektronikkonzern Sony für den Architektur-Wettbewerb am Potsdamer und Leipziger Platz aufbieten wird, liegt im Augenblick noch im dunkeln. Klar ist, daß man für die Bebauung des Areals »an eine deutsche und internationale Besetzung denkt«, wie Firmensprecher Martin mitteilte. Wann die Unterlagen für die »beschränkte Auslobung« versandt würden, welches Nutzungskonzept vorgesehen sei und welches Verfahren gewählt werde, wollte Martin nicht verraten. Für den Start der Auslobung sei ein Termin »Anfang Mai ins Auge gefaßt«, vorausgesetzt die Schwierigkeiten mit der unterirdischen Verkehrsführung (Tunneleinfahrten) und ausstehende Grundstücksverhandlungen würden geklärt. Rolf R. Lautenschläger

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