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Ballerei im Sperrgebiet

■ »Max und Milli« im Theater der Freundschaft für Menschen ab sechs

Ab ins Bett, Licht aus — jetzt wirds gruselig! Nur Angsthasen fürchten sich vor den Geistern der Nacht, die Mutigen werfen ein Laken über den Kopf und spuken selbst. Das jedenfalls rät Milli ihrem großen Bruder Max und den Menschen ab sechs Jahren, die im Theater der Freundschaft knapp zwei Stunden lang Kissenschlachten, Spielplatzraufereien und phantasievolle Verkleidungsszenen erleben.

Max und Milli, ein Stück von Volker Ludwig, wurde 1979 erstmals vom Grips Theater aufgeführt. Es folgten über fünfzig Nachinszenierungen in fünfzehn Sprachen. Überall dort, wo Kinder mit Kindern streiten, lachen, wo gepetzt und Freundschaft geschlossen wird, findet das Stück über Furcht und Freundschaft kleine (und große) Fans.

Max, gespielt von Steffen Pietsch, ist schon »richtig groß«, aber im dunklen Kinderzimmer fürchtet er sich doch noch. Erst als die kleine Nervensäge Milli (Ilka Teichmüller) von der Oma zurückkommt, wird das Schlafengehen wieder lustig, das Etagenbett zum Schauplatz geschwisterlicher Zänkereien.

Auch auf dem Spielplatz, auf den die überforderte Mutter ihre Sprößlinge schickt, lauern Gefahren und Abenteuer. Dort treffen Max und Milli den bösen Peter (Steffen Steglich). Mit einer Plastikpistole schießt er auf alles Bewegliche, was in sein »Sperrgebiet« kommt. Max imponiert die mutige Ballerei, Milli findet den fremden Jungen nur »ganz schön doof«. Als dem tapferen Peter beim Spielen Geld in den Gulli fällt, merken die Geschwister, daß auch Peter Angst hat — vor seinem prügelnden Vater. Sie helfen dem vor Furcht schlotternden Helden mit ihrem Einkaufsgeld aus. Der Anfang einer Freundschaft.

Wunderschön spielen Steffen Pietsch und Ilka Teichmüller das ungleiche Geschwisterpaar. Sie holpern, stolpern, toben, singen und ziehen knatschige Gesichter. Die Kinder im Puplikum haben hörbar ihren Spaß und greifen gelegentlich sogar tröstend in das Geschehen ein. »Der Max muß doch keine Angst vor Gespenstern haben«, höre ich einen sechsjährigen Knirps sagen.

Wenn Milli, die immer fernsehen will, auf dem Spielplatz ein Repertoire von »Haribo macht Kinder froh...« bis »Meister Propper putzt so sauber...« runterleiert und die Jungen diese Werbeslogan-Orgie mit dem rockigen »Mattscheiben- Milli-Song« kommentieren, ist das intelligente und zugleich mitreißend swingende Medienkritik.

Leider bricht das ausgelassene (Theater-)Treiben ab, sobald die Eltern ins Spiel kommen. Die Inszenierung (Regie: Manuel Schöbel) verliert in diesen Momenten ihre Dynamik — das Stück wird langatmig, unglaubwürdig und platt. Ganz anders als Steffen Pietsch und Ilka Teichmüller sind Birgit Bertold und Dieter Korthals offenbar mit ihren Vater- und Mutterrollen überfordert. Eltern sein ist eben schwer, Eltern spielen wohl auch. Sabine Felber

Max und Milli heute, am 9./10. Mai um 10 Uhr und am 3. Mai um 15 Uhr im Theater der Freundschaft, Hans-Rodenberg-Platz 1, Berlin- Lichtenberg

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