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Know-how zur Kontaktanbahnung

■ Die Musikerinitiative »Bands United! — Das Berliner Band Syndikat« stellt sich vor

Mitte Februar fand das »1. Berliner Rock-Forum« statt, eine Veranstaltung des Referats für freie Gruppen im Kultursenat, wie der dröge Titel der Veranstaltung schon nahelegte. Damals diskutierten ReferatsmitarbeiterInnen, MusikerInnen, JournalistInnen und VeranstalterInnen die Zukunft des Senatsrockwettbewerbes namens »Rock News« beziehungsweise die Verwendung der bei einer Abschaffung desselben freiwerdenen 100.000 DM. Eine Anzahl Musiker brachte in das Forum den Vorschlag eines »Rockbüros« ein, das Musikern und Musikerinnen in allen musikgeschäftstechnischen Fragen Hilfestellung geben sollte. Während die Zukunft der Rock News geschweige denn die der Gelder noch lange nicht geklärt ist (Senatens Mühlen mahlen langsam), hat die Musikerinitiative erste Ergebnisse vorzuweisen.

Am 30. April lädt »Bands United!— Das Berliner Band Syndikat« zu einer Party ins Tempodrom. Kurz vorher soll auf einer Pressekonferenz gelüftet werden, wo das Büro der Musikerinitiative seine Räume haben wird. Der Begriff Rockbüro ist ab sofort stigmatisiert, weil er die ganze Unternehmung zu sehr bürokratisch abqualifizieren könnte.

Das Berliner Band Syndikat will in seinen Räumen den Musikanten dieser Stadt eine Anlaufstelle bieten, die diese für die Miß- und Schicklichkeiten des Business besser rüstet, als es die Hunderte von Amateurcombos bisher sind. Geboten werden sollen vor allem Informationen über Auftrittsmöglichkeiten und die dortigen Ansprechpartner in den Clubs, Tips zu Pressearbeit, Beratung zu Versicherungen und GEMA, und was das kreative Herz sonst noch begehrt, um sein Genius in bare Münze oder zumindest öffentliche Aufmerksamkeit umsetzen zu können. Dazu will man neben den alltäglichen Tips im Büroverkehr Infoveranstaltungen und Workshops veranstalten.

Der Informationsfluß soll allerdings auch umgekehrt laufen. Berliner Bands sind aufgerufen, ihre Daten (Stil, PA-Bedürfnisse, Kontaktadressen, Bio, etc.) an das Büro durchzugeben. Wenn einem Club bisher eine Band ausfiel, wühlte sich der Veranstalter meistens durch seinen hauseigenen Karteikasten. Ab jetzt soll er bei Das Berliner Band Syndikat anrufen können, die ihm wiederum Informationen zu verfügbaren Bands liefern können. Dabei ist Bands United offen für alle Stilrichtungen, auch wenn die momentane Konstellation ein Schwergewicht auf den Rockbereich legt. Für dieses Unterfangen plant die Initiative den Aufbau einer Datenbank.

Nahtlos an diese Aktivitäten knüpft sich das hehre Ziel der Aktivisten an, ein ständig betriebenes Forum für Berliner Musikschaffende zu werden. Bands sollen sich kennenlernen, die Szene auf der untersten Ebene miteinander verknüpft werden. Ein positiver Aspekt solcher Vernetzung könnte das Planen gemeinsamer Touren sein, denn ein Package Berliner Bands ist im Ausland allemal interessanter als Einzelkämpfer on the road. Aber auch so profan erscheinende Dinge, wie das Drucken von Plakaten, könnte einfacher funktionieren, wenn der Austausch zwischen den Musikern intensiviert wird.

Der zweite Schwerpunkt neben dem allseitig quellenden Informationsfluß soll eine auf Berlin als Musikmetropole bezogene Außenwerbung sein. Bestes Beispiel dafür ist ein vergleichbares Büro in den Niederlanden, das regelmäßig Broschüren herausgibt, die an Hunderte von Adressen in Medien und Business in der ganzen Welt kostenlos vertrieben werden, und dafür gesorgt hat, daß holländische Bands einen guten Ruf genießen und im Ausland auf einen überdurchschnittlichen Bekanntheitsgrad aufbauen können. Geplant hat Bands United bisher eine Compilation-CD, auf der zwanzig Berliner Bands vertreten sein sollen, und die möglichst umfassend zu Werbezwecken an Medien im In- und Ausland vertrieben werden soll.

Letztes und vielleicht wichtigstes Vorhaben, ist die Akquise von Sponsorgeldern. In Nordrhein-Westfalen kann das dort existierende Rockbüro 4,6 Millionen im Jahr ausschütten — alles Gelder aus der Wirtschaft. Ein erster Erfolg in dieser Richtung gelang bereits: Die Warenhauskette »fnac« unterstützt die technische Ausstattung des vom Syndikat organisierten Festivals im Tempodrom. Das Berliner Band Syndikat will zumindest die Kontakte der Musiker zu den Sponsoren verbessern helfen beziehungsweise überhaupt erst die Möglichkeit zur Kontaktanbahnung schaffen (siehe Datenbank).

Trotzdem hat die Initiative natürlich Probleme mit der Finanzierung. Die Gelder des Senats liegen auf Eis, keiner rechnet damit, daß Bands United mit Steuergeldern finanziert werden könnte. Dabei ist es unerläßlich, daß die Räume regelmäßig besetzt sind, aber auf Senatsgelder will sich niemand verlassen. Die letzten Wochen arbeiteten alle erst einmal ehrenamtlich, um die erste Veranstaltung zu organisieren. Dabei halfen nicht nur jede Menge Musiker, sondern auch Veranstalter, Agenturen und Manager. Jetzt hoffen alle, daß die Veranstaltung im Tempodrom so viel einbringt, um die ersten Anschaffungen tätigen zu können, oder daß sich Firmen finden, die ein Fax oder einen Computer auf Sponsorebene zur Verfügung stellen.

Am 30. April im Tempodrom bietet sich auf jeden Fall die Möglichkeit, an einem Abend einen ausufernden Überblick über die Berliner Rockszene zu bekommen. In sechs Stunden sollen 27 Bands jeweils zehn Minuten spielen. Dabei spielen Bekanntere (Nina Hagen, Malaria) neben Unbekannten (1000 Tonnen Obst, Living Spirits); und alles Mögliche von Ska (Butlers) bis Hardrock (Depp Jones) wird vertreten sein. Bernward Büker wird gerüchteweise mit einer Einlage als Feuerschlucker aufwarten. Man sieht also, es ist mehr eine Party denn ein Konzert geplant, auch wenn die Veranstaltung hauptsächlich dazu dienen soll, Das Berliner Band Syndikat bei Publikum und Musikschaffenden bekannt zu machen. Zum Thema kann sich jeder Interessierte am Infostand bequatschen lassen. Verbilligte Karten (12,50 DM anstatt 20 DM an der Abendkasse) kann man (solange der Vorrat reicht) am 'Zitty‘-Counter, im Plattenladen des Franz-Clubs und im Billard-Café des Knaack-Clubs erwerben. Thomas Winkler

Am 30.4. ab 19 Uhr im Tempodrom mit Die Butlers, Living Spirits, Die Testers, Michele Baresi, Hullies, Rasca Cocous, Jacky and his Strangers, Quartered Shadows, Twang Dudes, Loup Garou, Inchtabokatables, Nina Hagen, Malaria, Die Vision, Tumbling Hearts, Barbara Gosza, Herbst in Peking, 18th Dye, Depp Jones, King Kong, Strangemen, Leeman, 1000 Tonnen Obst, Eggmen 5, Lunatics, Stone Cold & Crazy und Bad Fun

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