Somalias Ex-Diktator nach Kenia geflohen

Nairobi (taz) — Somalias gestürzter Präsident Siad Barre ist einem Bericht des britischen Rundfunksenders BBC von Kämpfern des Vereinigten Somalischen Kongresses (USC) über die Grenze nach Kenia vertrieben worden. Der USC hatte den langjährigen Diktator bereits im Januar 1991 aus der Hauptstadt Mogadischu verjagt. Der Bürgerkrieg war damit jedoch nicht zu Ende. Kämpfe zwischen verschiedenen Gruppierungen haben seither Tausende von Todesopfer gefordert.

Die Nachrichten von Siad Barres Flucht kommt für viele Beobachter überraschend, da in den letzten Tagen gemeldet worden war, der gestürzte Präsident habe mit loyalen Anhängern einen neuen Vorstoß unternommen und sich bis auf wenige Kilometer der Hauptstadt genähert. Wo er sich derzeit genau aufhält, ist nicht bekannt.

Die Situation der somalischen Bevölkerung hat sich unterdessen weiter verschlechtert. Einer Untersuchung des Internationalen Roten Kreuzes zufolge sind im ganzen Land zwischen 40 und 60 Prozent der Somalis unterernährt. In den vergangenen zwei Monaten hat das Rote Kreuz jeweils zwischen 10.000 und 15.000 Tonnen Nahrungsmittelhilfe ins Land bringen können — der monatliche Gesamtbedarf wird jedoch auf rund 30.000 Tonnen geschätzt. Gestern wollte die Organisation weitere 16.000 Tonnen liefern, die für Mogadischu und die nähere Unmgebung der Hauptstadt bestimmt sind. Gegen Ende der Woche wird auch die erste Ladung der UN-Hilfe erwartet. Am Freitag hatte der UN-Sicherheitsrat beschlossen, 50 unbewaffnete Militärbeobachter nach Somalia zu entsenden, die die Einhaltung des Waffenstillstands in Mogadischu überprüfen sollen. Einem Vorschlag von Generalsekretär Butros Ghali, eine 500 Mann starke Friedenstruppe nach Somalia zu schicken, wollte das Gremium dagegen nicht folgen. Bettina Gaus