: Mit Volldampf in die nächste Runde
■ Wenn es nach den Streikleitungen von ÖTV, Post- und Bahngewerkschaften sowie DAG geht, sollen die Arbeit-geber in dieser Woche "weichgekocht" werden. Ab heute ist das Flughafenpersonal zum Streik ...
Mit Volldampf in die nächste Runde Wenn es nach den Streikleitungen von ÖTV, Post- und Bahngewerkschaften sowie DAG geht, sollen die Arbeitgeber in dieser Woche „weichgekocht“ werden. Ab heute ist das Flughafenpersonal zum Streik aufgerufen.
Ein Ende der Streiks im öffentlichen Dienst sowie bei Post und Bahn Westdeutschlands ist nicht absehbar. Im Gegenteil, die ÖTV-Vorsitzende Wulf-Mathies drohte den öffentlichen Arbeitgebern, sie mit einer zweiten, harten Streikwoche an den Verhandlungstisch zwingen zu wollen. Wie die ÖTV mitteilte, kam es auch am Samstag in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen zu Arbeitsniederlegungen im Nahverkehr. In Hessen war nahezu der gesamte Nahverkehr lahmgelegt worden. Insgesamt waren am Sonntag nach Angaben der ÖTV bundesweit erneut rund 110.000 Beschäftigte im Ausstand.
Auch in der Metallindustrie stehen die Zeichen nicht auf Entspannung: Neben einer neuen Warnstreik-Welle vom Montag an ist nicht mehr auszuschließen, daß die Arbeitgeber mit Aussperrungen auf Arbeitsniederlegungen reagieren werden. Die ÖTV hat für diese Woche eine „massive Ausweitung“ der Streiks angekündigt, wenn bis dahin kein neues Angebot der Arbeitgeber vorliegt — Schwerpunkte sollen für einige Tage neben der Briefzustellung auch Fernmeldeämter, Krankenhäuser, die Müllabfuhr sowie die Straßenreinigung sein.
Auf dem Flughafen Hannover sollte es seit heute früh 05.00 Uhr keine Starts und Landungen mehr geben. Da von dem Streik des Flughafenpersonals auch die Flughafen- Feuerwehr betroffen sei, werde mit Beginn des Ausstandes der Flugbetrieb gänzlich eingestellt, teilte die Flughafengesellschaft gestern mit. Geplant sei allerdings, alle Charter- und Linienflüge auf den Flughafen Bremen zu verlegen. Die Fluggäste würden mit Bussen von Hannover nach Bremen befördert. Nach Auskunft der Geschäftsführung des Düsseldorfer Flughafens streikt ab heute zwar nicht die Feuerwehr. In den Streik einbezogen werden sollen aber sämtliche Flughafen-Service- Leistungen wie der Gepäckdienst, die Fluggastbrückensteuerung und Busdienste. Verzögerungen sollten auf jeden Fall einkalkuliert werden. In der Hauptstadt rüstete sich gestern der Flughafen Schönefeld bei Berlin für den Totalausfall der beiden City- Flughäfen Tegel und Tempelhof. Die Verkehrsleitung des früheren Ostberliner Zentralflughafens hat sich inzwischen die An- und Abflugpläne beider West-Flughäfen besorgt. Für Montag sind auch Streiks auf den Flughäfen von Nürnberg, Hamburg, Köln und München vorgesehen, am Dienstag soll dann Frankfurt folgen. Die Lufthansa hat angekündigt, Tickets entweder zurückzunehmen oder die Fluggäste umzubuchen. In Frankfurt hat die Fluggesellschaft ein Kundentelefon eingerichtet (069-69690900).
Auch die Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED) will von heute ab die Streiks „massiv ausweiten“. Schwerpunktmäßig bestreikt werden weiterhin der Bundesbahn-Fernreiseverkehr und die S-Bahnen — vor allem im Ruhrgebiet. Zu Wochenbeginn werden erstmals auch Teile des Güterverkehrs betroffen sein. Beim GdED- Hauptvorstand ging man gestern davon aus, daß die S-Bahnen im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr in wenigen Tagen vollständig stillstehen werden, da durch die Streiks in den Bahn-Betriebswerken dort keine Lokomotiven mehr zur Verfügung stehen. Neben der drohenden Einstellung des ICE-Verkehrs (s. Kasten nebenan) ist mit zahlreichen Ausfällen auch bei den Intercity-Verbindungen zu rechnen. So steht nach Aussage der GdED das Ende des IC- Pendelverkehrs zwischen Fulda und Würzburg bevor, über den die Bundesbahn jetzt noch notdürftig die Fernverbindung Hamburg-München aufrechterhält.
Während anderswo Streikposten dafür sorgen, daß nichts mehr läuft, verzeichnete am Sonntag der Zoo in Hannover einen Rekordandrang — der Grund: Die Pfleger machten einen Sympathiestreik — der Eintritt war frei. taz
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