: Fahrrad-Boom
■ Fahrradläden werden von BVG-Kunden gestürmt
Berlin. Fahrradläden konnten gestern, als die Berliner Verkehrs Betriebe erneut streikte, nicht früh genug öffnen. Eine halbe Stunde ehe Peter Arndt in der Weichselstraße seine Ladentür aufschloß, warteten bereits zwanzig Kunden vor dem Neuköllner Geschäft, berichtet der Radhändler.
Beim »Fahrradverleih Mietzner« am Mehringdamm klingelte schon um 6.48 Uhr das Telefon. »Alle dreißig Räder waren innerhalb einer Dreiviertelstunde weg«, sagt Geschäftsführer Michael Kaiser, »sonst vermieten wir drei, vier Räder am Tag.«
Der notgedrungene Umstieg von Bahn und Bus auf das Rad war auch im »Zweiradladen« in der Hohenstauffenstraße zu spüren. »Die Leute wollen Flickzeug, Beleuchtung, aber ich habe keine Zeit für Auskünfte«, so Inhaberin Cormelia Beckmann, »der Laden brummt.« Dasselbe bei »Zentralrad« in der Kreuzberger Oranienstraße. Der Fußweg vorm »Räderwerk« am U-Bahnhof Südstern wurde zur Freiluft-Werkstatt. »Vor unserer Tür schrauben über zwei Dutzend Kunden«, berichtet Karin Schreyink vom Mitarbeiter-Kollektiv. Gestern seien erheblich mehr Räder und vor allem Ersatzteile verkauft worden. Auf Grund der vielen Anfragen mußte der Reparaturservice auf Stammkunden beschränkt werden.
Im »Radhaus Wedding« kam es zu keinen »Spontankäufen«, was sich Inhaberin Felicitas Rotzinger damit erklärt, daß ihr Angebot zur gehobenen Preisklasse gehöre. Reperaturbedürftige Velos rollten dagegen ununterbrochen vor. »Die Leute waren meist schon bei zwei, drei anderen Läden«, erzählt Rotzinger, »die keine Reparaturen mehr annehmen konnten«. Meist hätten die Leute aber wenig Verständnis dafür, daß »nicht sämtliche Gurken Berlins an einem Tag heil gemacht werden können«.
Arndt schätzt seinen gestrigen Umsatzzuwachs auf etwa zwanzig Prozent beim Rad- und fünfzig Prozent beim Teileverkauf. Durch den BVG-Streik werde Radfahren wieder »in«. diak
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen