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Kohl zeigt Führungswillen

■ Kanzler will Bushs „partner in leadership“ sein

New York/Bonn (ap) — Bundeskanzler Kohl nimmt die Einladung des amerikanischen Präsidenten George Bush zur „Partnerschaft in der Führungsrolle“ an. Dies erklärte er auf dem Jahreskongreß der amerikanischen Zeitungsverleger in New York. Deutsche und Amerikaner stelle der Umbruch in Europa vor eine große Herausforderung. Es gehe um die Bewahrung der gemeinsamen Werte und den Ausbau einer stabilen Ordnung im Zeichen der Freiheit. Die Deutschen könnten ihrer gewachsenen Verantwortung nur gemeinsam mit ihren amerikanischen und europäischen Freunden gerecht werden.

„In diesem Sinne nehmen wir die Einladung Präsident Bushs an, ,partners in leadership‘ zu sein“, sagte Kohl nach seinem vorab veröffentlichten Redemanuskript. Deutschland übernehme im Rahmen der innerwestlichen Lastenteilung jene Aufgaben, die es entsprechend seiner Leistungskraft wirtschaftlich und politisch erfüllen könne. Bush und andere Vertreter der amerikanischen Regierung hatten beim Staatsbesuch von Bundespräsident Richard von Weizsäcker das bereits von Ronald Reagan gemachte Angebot erneuert.

Kohl rief Europäer und Amerikaner dazu auf, die japanischen Erfolge ernst zu nehmen und sie als eine Herausforderung an die Kreativität und Leistungsbereitschaft ihrer eigenen Unternehmen zu begreifen. Es gebe keinen Grund zur Angst vor den Japanern. „Aber wir müssen uns jeden Tag auch selbstkritisch fragen, was wir bei uns besser machen oder ändern müssen, damit wir im internationalen Wettbewerb bestehen können“, sagte Kohl.

Besorgt zeigte er sich darüber, daß heute in Ost- und Südosteuropa Nationalismus im Sinne des 19.Jahrhunderts wieder aufbreche und wie in Jugoslawien gefährliche expansive Tendenzen zeige. Es sei verständlich, daß die Völker Ost-, Mittel- und Südosteuropas nach dem Zusammenbruch des Kommunismus sich auf ihre nationale Eigenständigkeit besinnen. Aber es müsse das Ziel aller sein, diesen Aufbruch für immer mit der Idee der Freiheit, der Demokratie und der Menschen- und Minderheitenrechte zu verbinden.

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