piwik no script img

UNTERM STRICH

In den deutschen Kinos gibt es einen neuen Publikumsfavoriten: Die Hollywood-Komödie Ein Hund namens Beethoven hat den Spielberg-Film Hook von Platz eins auf Platz zwei verdrängt. Schtonk mit Götz George in der Hauptrolle ist auf Platz fünf abgefallen.

Jean-Claude Pascal galt in den 50er Jahren als „schönster Mann der Leinwand“, wo er beispielsweise in einer Verfilmung der Kameliendame blendete. Der Schauspieler, der neben Anouk Aimée, Brigitte Bardot und anderen schönen Frauen (die ihn eben geschmückt haben) gespielt hat, war auch Chansonnier. Er starb im Alter von 64 Jahren in Paris an den Folgen einer Operation. In den vergangenen Jahren hatte Pascal sich seinem eigentlichen Metier wieder zugewandt: er entwarf Stoffmuster. Seine künstlerische Karriere hatte er 1949 als Designer im Hause Dior begonnen.

Die Theaterwerkstatt Hannover hat eine neue Leiterin: Bettina von Boxen, die ab August Peter Henze, zugleich Begründer eines der ältesten Zentren freier Theaterarbeit, ablöst.

In der Grenzstadt Schwedt soll ab 19.Juni ein deutsch-polnischer Theatersommer Truppen aus beiden Ländern zusammenbringen. Die Gastspiele stehen thematisch unter dem Motto „Kritisches Volkstheater“ oder sind der jiddischen Tradition verpflichtet. Das Festival soll alle zwei Jahre stattfinden, ab 1993 soll außerdem in der uckermärkischen Stadt eine deutsch-polnische Begegnungsstätte für junge Theaterleute (eine Art Erholungsheim oder eine Jugendherbergsstätte?) eröffnet werden.

Peter Handkes Filmprojekt Die Abwesenheit glänzt als eine von 15 Produktionen, die vom Filmfonds des Europarats mit insgesamt acht Millionen Mark unterstützt werden. Der Handke-Film soll mit deutscher, spanischer und französischer Beteiligung entstehen. Weitere Vorhaben mit Euroglanz sind der neue Gavras mit dem Titel Die kleine Apokalypse, Niki Lists Helden in Tirol sowie ein Dokumentarfilm von Peter Fleischmann namens Abenteuer in Rußland.

Ein brandaktueller Bericht unseres Opernberichterstatters Frieder Reininghaus erreicht uns aus Brüssel: Am 4.Mai, so schreibt der vielreisende Kollege, standen kurz nach 21.30Uhr fünfundzwanzig Meter hohe Flammen über einem Gebäude der Opéra National in Brüssel: die Tanzstudios und der Verwaltungstrakt des Balletts brannten vollständig aus, auch das Bühnenbild-Atelier. Ein Teil der in Arbeit befindlichen Ausstattung, die Lucio Fanti für Le Troyens von Hector Berlioz entwarf, wurde ein Raub der Flammen. Wie die Pressestelle des ThéÛtre Royal de la Monnaie mitteilte, wird in den nächsten Tagen jedoch versucht, die zerstörten Bühnenbild-Teile — womöglich in vereinfachter Form — zu ersetzen, damit der vorgesehene Termin der Troyens-Premiere, der 10.Juni, eingehalten werden kann. Der Sachschaden des Feuers, dessen Ursache zur Zeit noch gesucht wird, beläuft sich auf wenigisten BF 150.000.000 (7,5 Mio. Mark). Vorsätzliche Brandstiftung, so wurde mitgeteilt, sei so gut wie auszuschließen; ob das Feuer durch einen technischen Defekt oder durch Fahrlässigkeit ausbrechen und sich ausbreiten konnte, bleibt zu klären. So empfindlich der Schadensfall die belgische Nationaloper in der gegenwärtigen angespannten Finanzsituation des Hauses trifft, so glimpflich kam das Unternehmen vergleichsweise davon.

Bei der Brandstiftung in der Frankfurter Oper im November 1987 entstand ungleich größerer Schaden — das Haus brannte völlig aus und bedurfte einer dreijährigen Wiederaufbauphase, auch waren die Kosten ungleich höher. Auch die Zerstörung, welche die Brandstiftung im Stadttheater von Magdeburg im Frühjahr 1990 anrichtete, bedeutete Folgekosten in Höhe von annähernd 100 Millionen Mark und verbannte das Musiktheater auf Jahre auf Behelfsbühnen.

In Brüssel kamen keine Menschen zu Schaden, und die Kosten halten sich in einem von den Versicherungen abgedeckten Rahmen: Glück im Unglück also — und die Aussicht, daß die Arbeit auf dem international gerühmten Niveau weitergehen kann.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen