Bosnier werden an der Grenze abgewiesen

Frankfurt (taz) — „Tausende Menschen, Flüchtlige aus Bosnien“ seien, sagt eine Betroffene, in den letzten Tagen an der deutschen und der österreichischen Grenze zurückgewiesen worden: „Es war schrecklich. Die saßen in ihren Bussen und weinten.“ Währenddessen meldete „Radio Zagreb“ aus Kroatien schon vor Tagen, daß bosnische Flüchtlinge an den Grenzen mit Schwierigkeiten rechnen müßten. Am Montagabend erfuhren die Hörer dann von einer finanziellen Hilfe der Bundesrepublik für Flüchtlingslager in Kroatien. Diese Meldung bestätigte das Auswärtige Amt in Bonn gestern gegenüber der taz. Es seien bisher 21 Millionen Mark über seine Außenstelle in Zagreb, das Büro für Humanitäre Angelegenheiten, an Kroatien geflossen. Der größte Teil der derzeit nach kroatischen Angaben aus Bosnien-Herzogewina rund 200.000 Geflohenen halte sich dort auf, nur ein kleiner Teil wolle in andere Länder weiterreisen. Außerdem seien andere umfangreiche Hilfsmaßnahmen schon durchgeführt oder geplant: die Lieferung von Lebensmitteln, Medikamenten, Decken und Zelten und 100.000 Notrationen aus Bundeswehrbeständen. Auch das Flüchtlings-Hochkommissariat der UNO habe eine halbe Million Mark erhalten. Dies sei aber nicht daran gekoppelt, Flüchtlinge an den deutschen Grenzen zurückzuweisen. Das Auswärtige Amt habe das Innenministerium im Gegenteil gebeten, die Einreise „großzügig zu handhaben“: „Flüchtlinge sind Flüchtlinge!“

Ein Sprecher des Innenministeriums hatte dagegen am Dienstag in Bonn mitgeteilt, daß für Bosnien- Herzogewina keine Visumsfreiheit erwogen werde, wie sie inzwischen für Slowenien und Kroatien, aber auch noch für die Länder des alten Jugoslawien seit 1969 gilt. Vielmehr solle den Flüchtlingen „in unmittelbarer Nähe“ geholfen werden. Sie könnten eine Ausnahmegenehmigung bekommen, wenn sie nachwiesen, daß sie längstens drei Monate in der Bundesrepublik bleiben wollen. Dazu ein desertierter Soldat: „Das sind alles einfache Menschen. Die verstehen nicht, daß zum Beispiel in Kroatien wohnende Kroaten kein Visum brauchen, solche aus Bosnien aber doch.“

Noch schlimmer sei es, ihnen erklären zu müssen, daß Serben ungehindert in die Bundesrepublik kommen können, nicht aber sie. Bei zurückgewiesenen moslemischen Bosniern verstärkt sich wegen der unterschiedlichen Behandlung der Verdacht, „daß hier eine Religionsgrenze aufgebaut wird“. Heide Platen