■ TAZ INTERN: Streik, letzte Folge?
Es gehört zu den unabänderlichen Risiken des journalistischen Berufsstandes, immer wieder in nicht kalkulierbare Entwicklungen so „hineinschreiben“ zu müssen, daß ein Artikel zu dem Zeitpunkt, zu welchem er gelesen wird, schon vollkommen überholt ist. So ging es uns gestern mit dem Streik.
Wir sahen uns darüber hinaus gezwungen, erneut den Redaktionsschluß für einen Teil unserer Auflage nach vorne zu verlegen. Gewöhnlich gilt für die in Frankfurt gedruckte süddeutsche Ausgabe der taz 17 Uhr als „deadline“, während sie für die Berliner und die norddeutsche Ausgabe zwischen 18 und 19 Uhr liegt. Wir schlossen jedoch die heutige süddeutsche Ausgabe erneut bereits um 16 Uhr — zugunsten unserer Leserinnen und Leser in und um München herum. Ihre Zeitungen werden täglich per Luftfracht von Frankfurt nach München geflogen und müssen bis spätestens 21.30 Uhr bei dem Trägerdienst und den Grossisten in der bayerischen Hauptstadt eintreffen. Angesichts des Ausstandes eines großen Teils des Personals der Flughäfen drohte in München und Umgebung ein Totalausfall. Erfreulicherweise ist es unserem Vertrieb gelungen, eine Spedition zu finden, welche die Münchner tazzen auf dem Landwege expediert. Sie brauchen die Zeitungen jedoch eine Stunde früher.
Der Streik bei der Post ist inzwischen so effektiv, daß der allergrößte Teil unserer Abonnentinnen und Abonnenten tazlos bleibt. Um nicht weiteres Altpapier in Form von Zeitungen zu produzieren, die ihre Adressaten doch nicht erreichen, haben wir die Druckauflage entsprechend reduziert. Wir entschuldigen uns dafür einmal mehr. Da ein jähes Ende des Ausstandes in Sicht ist, wird sich verständlicher Unwillen hoffentlich in Grenzen halten oder bald wieder legen. M.S.
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