: Polizist wegen Mißbrauch verurteilt
■ Geldstrafe nach sexuellem Mißbrauch der neunjährigen Nachbarstochter/ Vergewaltigung nicht erwiesen
Berlin. Ein 22jähriger Polizist wurde vor einem Schöffengericht in Moabit wegen sexuellen Mißbrauchs einer neunjährigen Nachbarstochter zu einer Geldstrafe von 2.700 Mark verurteilt. Nach Überzeugung des Gerichts hatte der »reichlich angetrunkene« Angeklagte das Mädchen im Dezember vorigen Jahres bei einem gemeinsamen Italien-Urlaub in der Schwimmhalle eines Hotels gezwungen, ihn sexuell zu berühren. Der Mann hatte einen solchen Vorfall bestritten, das Gericht glaubte jedoch den Aussagen des Kindes. Die Eltern hatten das gemeinsame Bad zu später Stunde erlaubt, weil die Tochter den Nachbarn gut gekannt und gern gehabt habe.
Freigesprochen wurde der vom Dienst suspendierte Polizist hingegen vom schwerwiegenderen Vorwurf der Vergewaltigung einer 18jährigen Steuergehilfin aus Oranienburg. Ihm war angelastet worden, die Frau im April 1991 in der Polizeiunterkunft in der Kreuzberger Friedensstraße mit der Drohung »er werde ihr sonst sehr weh tun« zum Geschlechtsverkehr gezwungen zu haben. Der Polizist selbst hatte jegliche Gewalt sowie Drohungen bestritten.
Das Gericht sprach von »moralischem Fehlverhalten«, nicht aber einer strafbaren Tat. Die Richter gingen davon aus, daß die »absolut glaubwürdige« Steuergehilfin bedroht und auch auf ein Bett gedrückt wurde, dann aber habe die Gewalt ein Ende gehabt. Die Zeugin habe schließlich getan, was der Mann verlangt habe. Weil Gegenwehr ausgeblieben sei, sei dem Mann nicht bewußt gewesen, daß seine Drohung zur Duldung des Intimverkehrs geführt habe.
Die Steuergehilfin hatte eingeräumt, in der Nacht freiwillig mit dem ihr zuvor unbekannten Angeklagten in die Polizeiunterkunft gegangen zu sein. Sie habe sich auch freiwillig entkleidet und nichts gegen Zärtlichkeiten gehabt, jedoch mehrfach klargemacht, keinesfalls mit ihm schlafen zu wollen. Plötzlich sei der Mann »total verändert und richtig gemein geworden«. Sie habe panische Angst gehabt und sich deswegen alles gefallen lassen. dpa
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