IG Metall: Solidarität mit Ausländern

Travemünde (taz) — Im Foyer steht ein Haus aus Pappmache, davor ein Sandkasten mit zwei blonden Puppen drin und einem Pappschild „Nur für Deutsche“. Oben aus dem Fenster schaut eine schwarze Puppe traurig auf die Szene, auf der anderen Seite sitzt ein glatzköpfiger Skin mit Bierpulle in der Hand und Hakenkreuzen am Ohr. Diese Kollage aus der ostdeutschen Plattenbautristesse haben die Kolleginnen und Kollegen aus Potsdam mit auf die 3. Ausländerkonferenz der Industriegewerkschaft Metall (IGM) gebracht. Die Potsdamer IGM-Verwaltungsstelle ist die einzige in der ganzen Bundesrepublik, an deren Spitze ein Ausländer steht, obwohl der Ausländeranteil der Gewerkschaft bei 9 Prozent liegt. Dennoch ist die IG Metall mit rund 320.000 Mitgliedern nichtdeutscher Nationalität die größte Interessenorganisation der Ausländer in der Bundesrepublik.

Viele der 220 delegierten Frauen und Männer auf der Konferenz haben aber durchaus Zweifel, ob die Gewerkschaft ihre sozialen und politischen Interessen in Zeiten wachsender Fremdenfeindlichkeit auch tatsächlich konsequent genug vertritt. Er sei es mittlerweile müde, nach zwanzig Jahren aktiver Mitarbeit in der IG Metall dieselben richtigen Forderungen an die Gesellschaft und auch an die eigene Organisation immer und immer wieder vorzutragen, meinte ein griechischer Delegierter zur taz, der seit Jahren als zweiter Bevollmächtigter in einer süddeutschen Verwaltungsstelle der IG Metall arbeitet. Die Forderung der nichtdeutschen Gewerkschaftsmitglieder nach größerer Repräsentanz in den politisch entscheidenden Gremien ihrer Gewerkschaft war unüberhörbar. Und die Feststellung eines türkischen Delegierten, was fehle sei eine „organisierte demokratische Bewegung, die sich sichtbar zeigt“, war auch eine Aufforderung an die eigene Organisation, deutlicher als in den vergangenen Jahren Flagge zu zeigen.

IG-Metall-Chef Steinkühler versuchte in seiner Rede, dieser Forderung nachzukommen. Die IG Metall habe enorm von ihren nichtdeutschen Mitglieder profitiert. Er sprach sich gegen eine „listige Umgehung oder Aushöhlung des Asylrechts“ aus und forderte gleichzeitig ein Einwanderungsgesetz. Gleichzeitig hob er — mit Blick auf Auseinandersetzungen auch unter den Mitgliedern der IG Metall — hervor, daß das Prinzip gewerkschaftlicher Solidarität alle gleichermaßen einschließe: „In unseren Reihen ist der Kroate so wichtig wie der Serbe, der Türke so hoch willkommen wie sein kurdischer Bruder und umgekehrt“. Martin Kempe