Leere Hände im Alsterdorfer Inferno

Der 1. VC Hamburg gewann das Pokalfinale im Volleyball gegen den SCC Berlin mit 3:1  ■ Aus Hamburg Kai Rehländer

„Geil, einfach nur geil, das gibt 'ne Sause heute abend“, sprach Spielführer Frank Mackerodt und verspritzte eine Flasche Sekt über das Parkett von Hamburgs Alsterdorfer Sporthalle. Sein Verein, der 1.Volleyballclub Hamburg, hatte gerade gegen den SCC Berlin das deutsche Pokalfinale mit 3:1 Sätzen gewonnen. Überaus nervös, mit vielen Annahmefehlern, starteten beide Mannschaften im ersten Satz. Man merkte ihnen an, daß es für beide Teams um viel ging — um die Möglichkeit, nächste Saison doch noch in internationalen Wettkämpfen dabei zu sein, nachdem beide in der Meisterschaft gescheitert waren. Der VC war es, der sich als erster fing und den Satz mit 15:6 sicher in nur 22 Minuten gewann. „Zu schnell“ nach Meinung von Bernd Schlesinger, Übungsleiter der Hamburger Volleyballmänner, denn hernach schien sein VC vollkommen den Faden verloren zu haben. Der zweite Satz ging fast eben so schnell mit 15:8 an die Berliner. Zu Beginn des dritten Satzes schien den Hamburgern überhaupt nichts mehr zu gelingen. Konfusion beim Zuspiel, Angaben entweder im Netz oder im Aus, einfachste Annahmefehler waren die Gründe, weshalb der SCC mit 8:O in Führung ging.

Das Gesicht von Bernd Schlesinger verfinsterte sich zunehmend. Sollte sein Verein, wie zuletzt immer in wichtigen Spielen, erneut scheitern? Der angehende Pädagoge wußte Rat und stellte den bis dahin desolaten Spielaufbau seiner Equipe um. Mit dem finnischen Nationalspieler Kari Kalin, der in den letzten Spielen zumeist auf der Bank schmorte, sowie Markus Zehner kam die Wende im Spiel der Hamburger. Auf einmal schien ein Rollentausch stattgefunden zu haben, der VC holte fünf Punkte in Folge, die Berliner wurden immer nervöser, schafften es aber dennoch, mit 14:9 in Führung zu gehen. In der mit 1.800 Zuschauern nur halb gefüllten Alsterdorfer Sporthalle brodelte es. Samba-Rhythmen kamen von der eigens für dieses Finale engagierten Percussioncombo. Der Lärmpegel glich dem einer Pop-Großveranstaltung, wie sie sonst hier stattfinden. „Einfach infernalisch“, befand ein lärmgestreßter Liebhaber dieses Ballspiels. Von dem Fanatismus der eigenen Zuschauer gedopt, schafften die Hansestädter doch noch den Satzgewinn mit 16:14.

Auf einmal waren die Hamburger überlegen. Die von Kalin zugespielten Bälle schienen in der Luft zu stehen, ehe ein Mannschaftskollege angelaufen kam, um den Ball, wenn der gegnerische Block schon längst zur Landung angesetzt hatte, sicher zu verwandeln. Auch die Annahme schien wie ausgewechselt. „Der 1.VC wühlte im Defensivbereich besser“, wußte Berlins Coach die gegnerischen Vorteile zu resümieren.

Der dritte Satz wurde Dank der Sprungaufschläge und Angriffe über die Außenposition vom Berliner Nationalspieler Ronald Triller noch einmal spannend. Doch diese Variante der Volleyball-Spielkunst ist Markus Zehner vom 1. VC Hamburg ebenfalls nicht unbekannt. Seine Sprungangaben sorgten schließlich für den 15:13-Endstand.

Dieser Titelgewinn ist der größte Erfolg in der erst 164-Tage währenden Vereinsgeschichte des 1.VC Hamburg, der zuvor allerdings als Volleyball-Abteilung des Hamburger Sportvereins schon diverse Titel einheimste.

Der Iraner Kaweh Niroomand, der erst im Laufe dieser Saison die Berliner Mannschaft übernommen und seine Equipe bis ins deutsche Meisterschafts-Halbfinale gehievt hatte, war sichtlich enttäuscht. „Wir stehen jetzt mit leeren Händen da“, lautete sein trauriges Resümee.