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Schöne Plätze und weniger Verkehr

■ Ortsamtsleiter Heck stellt Planungen fürs Viertel vor / Shuttlebus geplant

Der Traum von einem verkehrsberuhigten Ostertor und Steintor rückt näher. Am Samstag erklärte Viertel-Bürgermeister Hucky Heck unter einem Schirm im strömenden Regen vorbeihuschenden Steintorschen die heiß diskutierten Umbaumaßnahmen. Am kommenden Samstag will Heck die Aktion auf dem Ziegenmarkt wiederholen.

„Das hat richtig Spaß gemacht“, erzählte Heck. „Da sind auch mal die Leute gekommen, die hinter dem Projekt stehen. Ins Ortsamt kommen immer nur die, die sich beschweren. In der letzten Woche gab es immer nur Tür auf — Tür zu.“

106 Einsprüche hat es gegen die ausgelegten Pläne gegeben. Die seien allerdings, so Heck, von sehr unterschiedlicher Qualität. Das ginge von 'ihr spinnt ja wohl' über 'diese Baumnase bitte zehn Meter weiter' bis zum Papier des Anwalts, den die Interessengemeinschaft Ostertor mit der Formulierung ihres Einspruchs betraut hat. Unter den Unzufriedenen seien viele Handwerker, erzählt Heck. „Die sind ja von ihrer Kammer regelrecht aufgefordert worden. Die meisten hatten auch keine Ahnung, haben sich nur fünf Minuten vor den Plan gestellt und dann ihren Einspruch erklärt. Das ist ein Stil, der ist eher neben der Spur.“ In der Tat hat es einen Brief der Handwerkskammer gegeben, in dem auf die Fristen für einen Einspruch in eindeutiger Weise hingewiesen worden war.

Bisher war die Diskussion um die Verkehrsberuhigung im Viertel von dem relativ breiten Konsens getragen: Es muß endlich etwas passieren. Bis auf die Bedenken der Einzelhändler war kaum prinzipielle Kritik geäußert worden. Das hat sich nun geändert. Je konkreter die Realisierung wird, desto mehr Widerstand kommt. Hucky Heck: „Jetzt wird es ernst, und da kommt natürlich die Autofahrerlobby. Da haben Leute Angst, daß sie ihre Garage nicht mehr anfahren können.“

Diese Sorge ist unberechtigt. Die Wohnstraßen des Ostertor und Steintor bleiben alle erreichbar, allerdings wird der Autofahrer durch das System der Einbahnstraßen diskret wieder hinausgeführt aus diesen Straßen. Noch stärker als bisher wird das Durchqueren der Stadt nur auf wenigen Straßen möglich sein, Bismarckstraße, Dobben und Lüneburger-/St.-Jürgens-Straße sind die Durchgangsachsen. Die Feldstraße, Friesenstraße, Mozartstraße, Wielandstraße und andere werden durch „Baumsperren“ geteilt. Ortsunkundige werden sich vorkommen wie im Labyrinth.

Durch vier Plätze soll die Achse Ostertorsteinweg/Vor dem Steintor, auf der noch in den zwanziger Jahren der gesamte Verkehr Richtung Hamburg ging, für Durchgangsverkehr ganz gesperrt werden. Nur in kleinteiligen Bereichen ist der Straßenzug in das System der Einbahnstraßen einbezogen, so daß ortskundige Lieferanten auch da ohne Problem jeden Laden anfahren können.

Shuttle-Bus zu den Parkplätzen außerhalb

Ein Tausend-Pfähle-Programm soll dafür sorgen, daß einige Straßenseiten von parkenden Autos freigemacht werden. Den Parkplatzsuchern werden 2.200 Plätze am Weserstadion, 90 in der Lübecker Straße, von denen die Hälfte noch geschaffen werden muß, und 300 in der Theatergarage zur Verfügung stehen. Ein Shuttle-Bus wird zwischen Weserstadion und Theater durch das Oster- und Steintor pendeln.

Hucky Heck: „Die Kaufleute müßten jetzt langsam die Zeichen der Zeit erkennen und den Widerstand aufgeben. Man kann nicht so tun, als würden wir die Fußgängerzone neu erfinden.“ Wenn alles gut geht, werden die Bauarbeiten bald in Angriff genommen, hofft der Viertelbürgermeister. „Die acht Millionen müssen im Haushaltsplan 92/93 stehen. In den Koalitionsverhandlungen wurde der Baubeginn für 1992 vereinbart. Ich denke, daß sich die Landesregierung an die Vereinbarungen hält.“ Jochen Grabler

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