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Der wilde Osten

■ „Winnetous Erben“, Dienstag, 23Uhr, ZDF

Ein Deutsch-Amerikaner auf den Spuren der letzten lebenden Indianer im ehedem roten Osten Deutschlands! Wenn das keine Parabel abgibt auf das ewige Wechselspiel der Weltgeschichte zwischen Unterdrückung und Befreiung, Teilung und Vereinigung, Zivilisation und Ursprung.

Von der ehemaligen Frontstadt Berlin aus reist Autor und Regisseur Ed Cantu mitten in den „wilden Osten“.

Erste Station: die „German Mohawks“ bei Brandenburg. Der junge Mann mit dem Fuchspelz um die Schultern erzählt von seiner Zweitexistenz als Indianer, während hinten in der Blockhütte der Fernseher läuft. Das Leben einer Hobby-Rothaut ist nicht einfach.

Zu DDR-Zeiten entstanden, galten die rund 40 existierenden Indianistik-Vereine als ideologisch unbedenklich, erkannte man in ihren Vorbildern doch die ersten Helden und Opfer im Kampf gegen den imperialistischen Klassenfeind. Dabei hätte die Freizeit-Indianertümelei im Reservat des realexistierenden Sozialismus noch die kühnsten Phantasien eines Karl May übertroffen. Da tanzt der schmerbäuchige Vati im Lendenschurz und mit wippender Perücke ums Lagerfeuer. Ledergewandete Squaws bestellen die Beete vor dem Wigwam. Und die Kleinen üben den Umgang mit Pfeil und Bogen. Getragen wird das Ganze von einer obskuren Mischung aus Öko-Mysthizismus, Freikörper-Survivaling, Wild- West-Romantik und Ursprungs- Sehnsucht.

Ed Cantu verzeichnet den Alltag und die Rituale der Indianisten mit der Geduld und Sorgfalt eines Ethnologen. Doch leider reizt er damit die Möglichkeiten des an sich wunderbaren Sujets nicht aus. Irgendwie unentschieden bewegt sich das Fernsehspiel zwischen Dokumentarismus und Glosse.

Die im Off-Kommentar anklingende Ironie hätte deutlicher sein können. Und die Vielschichtigkeit der möglichen Verweisungen und Analogien versackte in der hölzernen filmischen Aufbereitung. Schade. Mit Winnetous Erben ist aus einer großen Idee ein zu kleiner Film geworden. Hugh, Häuptling Tazzenfeder hat gesprochen. Martin Muser

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