: Molan-Grundwasser erheblich belastet
■ Höchste Kontamination, die je in Bremen festgestellt wurde
Es war um die Jahreswende 1987/88. Da stellte das Hauptgesundheitsamt bei der Schlachterei Könnecke, die auf ihrem Firmengrundstück in Sebaldsbrück Grundwasser zur Würstchenproduktion entnimmt, eine erhöhte Schadstoffkonzentration im Wasser fest. Die gemessene Konzentration von Chlorierten Kohlenwasserstoffen veranlaßte die Gesundheitsbeamten ihre Kollegen vom Wasserwirtschaftsamt einzuschalten.
Die machten sich auf die Suche nach möglichen Verursachern und stieß, nicht weit von Könnecke, auf mehrere mögliche Wasserverschmutzer. Außer der Chemiefirma Molan kam auch die benachbarte Coffein Company infrage. Das Wasserwirtschaftsamt veranlaßte die potentiellen Verursacher, Gutachten zur Belastungssituation in Auftrag zu geben. Während die Zusammenarbeit der Wasserbehörde mit der Coffein Company reibungslos klappte, gab es mit Molan erhebliche Probleme. „Das war ein jahrelanges Ping-Pong-Spiel zwischen Wasserwirtschaftsamt und Molan“, so Umweltstaatsrat Uwe Lahl, der der Molan-Firmenleitung „zwei Schlitze im Ohr“ bescheinigt.
Immer wieder mußte Molan erinnert und gemahnt werden, ehe das Gutachten Ende März vorgelegt worden. Das Ergebnis faßt die zuständige Sachgebietsleiterin des Wasserwirtschaftsamtes, Elzbieta Maahs so zusammen: „Es gibt dort die höchste Kontamination mit Chlorierten Kohlenwasserstoffen, die in Bremen je festgestellt worden ist.“ In Zahlen liest sich das so: Während die Trinkwasserverordnung eine Höchstbelastung des Wassers von 10 Mikrogramm je Liter vorsieht, ist im Grundwasser unter dem Molangrundstück um eine 280fache Konzentration gemessen worden. Bis zu 2.800 Mikrogramm Chlorierte Kohlenwasserstoffe je Liter wurden gemessen.
Die Beweisfotos der Wasserwirtschaftsbehörde belegen warum. Da finden sich beispielsweise an der Außenwand des Behälter, in den die Lösungsmittelreste als Sondermüll gesammelt wurden, deutliche Leckspuren. Von diesem Behälter aus konnten die giftigen Produktionsreste direkt in den Boden laufen. Lahl: „Zwei Tropfen können 100 Liter Grundwasser kaputtmachen.“ Daß die Verschmutzung bereits seit vielen Jahren voranschreitet, wird dadurch belegt, daß die höchsten Belastungswerte in tieferen Grundwasserschichten gefunden wurde.
Um sich von Firmenchef Dittrich nicht weiterhin jahrelang an der Nase herumführen zu lassen, hat Lahl als kommisarischer Leiter des Wasserwirtschaftsamtes gestern ein rigides Vorgehen veranlaßt. Zunächst soll die Firmenleitung angehört, dann sollen Sanierungsauflagen erlassen werden. Lahl: „Wenn er denen nicht folgt, gehen wir in Ersatzvornahme.“ Im Klardeutsch: Dann wird die Stadt die Sanierung der Altlast auf eigene Kosten vornehmen und Molan die Kosten in Rechnung stellen.
Gut möglich, daß sich dann noch Gerichte mit dem Molan- Komplex beschäftigen müssen. Denn die Strategie der Firma ist in der langjährigen Auseinandersetzung klargeworden. Molan bestreitet Hauptverursacher der Wasserverschmutzung zu sein und verweist auf andere grundwasserbelastende Betriebe in der Umgebung. Bei der möglichen Auseinandersetzung geht es auch um viel Geld. Lahl schätzt die Sanierungskosten mehrere hunderttausend Mark.
Nach einer Firmenbesichtigung am Mittwoch hat das Wasserwirtschaftsamt verfügt, daß offensichtliche Mißstände bei der Lagerung der Chemikalien beendet werden. hbk
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