: Teure Hütte fürs Parlament
■ Höhere Kosten beim Ausbau des Preußischen Landtages/ Fassade bröckelt weiter
Berlin. Der Ausbau des ehemaligen Preußischen Landtages zum neuen Sitz des Abgeordnetenhauses wird immer teurer. Die Senatsfinanzverwaltung sprach gestern von neuen Mehrkosten in Höhe von 21 Millionen Mark. Allein für die Sanierung der Fassade und von Teilen des Daches müßten zusätzlich 15 Millionen Mark ausgegeben werden, bestätigte gestern der Sprecher der Finanzverwaltung, Thomas Butz. Weitere sechs Millionen werde der Ausbau von 30 zusätzlichen Räumen im Innenhof des Gebäudes verschlingen, den die Fraktionen schon im Dezember beschlossen hatten. Bislang hat Parlamentspräsidentin Hanna- Renate Laurien (CDU) die Ausbaukosten auf 120 Millionen Mark beziffert. Der erste Kostenvoranschlag lag seinerzeit bei 45 Millionen.
Da vor der Fassade bereits ein Gerüst aufgebaut worden sei, werde man die Front noch in diesem und dem nächsten Jahr sanieren lassen, sagte Butz. »Es wäre ja blöd, das Gerüst abzubauen und in zwei Jahren wieder aufzubauen.« AL-Fraktions
geschäftsführer Jürgen Wachsmuth übte dagegen vorsichtige Kritik. »Unsere Bedenken scheinen sich zu bestätigen«, meinte er.
Die Kostenexplosion war auch Thema in der letzten Sitzung der parlamentarischen Baukommission. Die Fraktionsvertreter hätten dort keinen Widerspruch geübt, sagte Lauriens Büroleiter Stephan Sassenroth. Teilnehmer der Sitzung verwiesen darauf, daß die Schäden an Dach und Fassade erst »im Zuge des Baufortschritts« im vollen Umfang erkannt worden seien. Sassenroth deutete an, daß die Baukosten weiter klettern könnten. »Dieses Haus wird noch andere Dinge hervorbringen, mit denen man nicht rechnen konnte.« Unterdessen hat CDU- Fraktionschef Klaus Landowsky eine »Umorientierung« der Berliner Finanzpolitik angeregt. Man dürfe »nicht immer nur im Osten« investieren, erklärte der Christdemokrat in der 'Bild‘-Zeitung. Sonst drohe der Westen zu »verosten«.
»Nur ein starker Westen kann dem Osten helfen«, erläuterte CDU
Fraktionssprecher Markus Kauffmann die Worte seines Vorsitzenden. Um den Osten aufzubauen, brauche man »glückliche, zufriedene, zupackende Westberliner«. In der SPD-Fraktion wurden Landowskys Worte als Wahlkampfmanöver bewertet. »Die haben den Osten offenbar schon aufgegeben«, meinte ein Sozialdemokrat mit Blick auf die schlechten Umfrageergebnisse der CDU im Ostteil der Stadt. hmt
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