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Haftbefehle gegen MfS-Agenten

Karlsruhe (dpa) — Der Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof (BGH) hat Haftbefehle gegen sechs frühere Mitarbeiter des DDR- Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) erlassen. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft sollen die Verdächtigen — von denen sich zwei in Untersuchungshaft befinden — für die Spionageabwehr des MfS gearbeitet haben. Vier Beschuldigte wurden unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt.

Einem 60jährigen Handwerker aus dem Großraum Wilhelmshaven wird Landesverrat in besonders schwerem Fall vorgeworfen. Er soll dem MfS von 1975 bis 1980 etwa 35.000 Blatt Geheimdokumente geliefert haben, zu denen er bei der Firma IBM-Sondersysteme dienstlich Zugang hatte. Die Dokumente— laut Bundesanwaltschaft „Staatsgeheimnis“ — betrafen die Entwicklung geheimer Führungssysteme für die Bundeswehr und die Nato. Als Agentenlohn soll der Handwerker etwa 60.000 Mark erhalten haben.

Die übrigen Verdächtigen kommen alle aus Berlin und waren für die „Abklärung und Observation von Personen und Objekten“ zuständig. Ein 64jähriger soll sich beispielsweise seine Tätigkeit als Geschäftsführer in Nachtklubs und Bordellen zunutze gemacht und dafür mindestens 35.000 Mark erhalten haben. Ein 49jähriger Angestellter war nach den Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft für Ausspähung der Medien zuständig und soll unter anderem Erkenntnisse über den Sender Freies Berlin und die 'Berliner Morgenpost‘ geliefert haben.

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