: Elektromobil in die Atomkatastrophe
■ Stromindustrie eröffnet Jubiläum mit Solarmobil-Schau/ »Greenpeace« bringt Atomkraftwerk mit
Mitte. Vertauschte Welt in der Straße Unter den Linden: Die Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) stellte auf dem Bebelplatz 42 elektrisch- und sonnengetriebene Autos vor, der Umweltschutz-Konzern »Greenpeace« hatte dagegen ein Atomkraftwerk mitgebracht. Die vereinigten Stromerzeuger eröffneten mit der gestrigen Vorstellung die Feierlichkeiten zu ihrem 100jährigen Bestehen. »Greenpeace«-Mitglieder verteilten Flugblätter und Zeitungen: 100 Jahre Stromwirtschaft — zielstrebig in die Klima- und Atomkatastrophe.
Umweltsenator Volker Hassemer (CDU) und Wirtschaftssenator Norbert Meisner (SPD), beide Schirmherren des »Festivals der E-Mobile«, begrüßten das Engagement der Strommonopole. Für die Schadstoffbilanz sei es erheblich besser, wenn der Kraftverkehr mit Strom betrieben werde, so Meisner.
Er könne sich kurz fassen, sagte Hassemer, denn er sei sich mit dem Wirtschaftssenator einig: »Wir sitzen da in einem Auto.« Dann ließ sich Meisner mit einem Solar-Trabi herumfahren, Hassemer lenkte einen serienmäßigen »Puli 2 E« (Neupries 20.700 Mark), sein neunjähriger Sohn Julius saß dort, wo gerade ein Kasten Bier hinpaßt — im Kofferraum. Auffäliger Trend auf dem »Festival«: Immer mehr Solarmobil- Hersteller wechseln bei konventionellen Autos wie dem Golf, Polo, Panda und auch Skoda die Verbrennungsmotoren gegen Elektroantriebe, statt komplett neue Fahrzeuge zu bauen.
»Greenpeace« hatte eine andere Art Mobil mitgebracht — die rollende Ausstellung »Zukunft Sonne«. An den Seiten eines zwölf Meter langen Containers klebte ein fünf Meter hohes Atomkraftwerk. Mit seiner Ausstellung macht der Verein auf die weltweite Energiesituation aufmerksam und fordert eine »notwendige Wende«: Ausstieg aus der Atomenergie, herkömmliche Energie intelligent nutzen und sparen sowie den Einsatz regenerativer Energien fördern. Der Stromwirtschaft wirft die Umweltorganisation vor, mit der Produktion von Kohlendioxid Klimakiller Nummer eins zu sein. Die Stromindustrie sei auch der größte Energieverschwender, weil zwei Drittel der Energie als Abwärme an die Umwelt verlorengeht. diak
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