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Auch die Bundeswehr schießt den Jäger 90 tot

Bonn (dpa) — Auch die Bundeswehr sieht es endlich ein: der „Jäger 90“ ist zu teuer. Deshalb verzichtet sie — notgedrungen — auf die kostspielige Anschaffung des umstrittenen europäischen Jagdflugzeuges. Diese Entscheidung ist nach Informationen von 'dpa‘ im Bundesverteidigungsministerium definitiv gefallen. Die deutschen Streitkräfte werden damit aus dem gemeinsamen Jäger- Programm mit Großbritannien, Italien und Spanien aussteigen. Offiziell teilte ein Ministeriumssprecher auf Anfrage mit, „daß die Diskussion um ein neues Jagdflugzeug auf der Hardthöhe mit großem Realismus geführt wird“.

Angesichts des geplanten Verzichts erwartet Bonn erhebliche „politische Probleme“ mit den Partnerländern. Es müsse mit einer „geharnischten Konventionalstrafe“ gerechnet werden, hieß es ergänzend. Die Expertenrunde der Koalition, die über die Frage der Neuanschaffung eines Jagdflugzeuges für die Luftwaffe entscheidet, will am 1. Juni unter Leitung von Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) ein letztes Mal zusammentreten.

Der Systempreis pro Maschine war inzwischen auf 280 Millionen Mark gestiegen. Ursprünglich wollte die Bundeswehr 200 Flugzeuge für rund 23 Milliarden Mark anschaffen. Spanien hatte jüngst seine Pläne auf 87 Jäger gekürzt. Großbritannien will 250, Italien 165 Maschinen anschaffen. An der Entwicklung des Jäger 90 sind die Bundesrepublik und Großbritannien mit je 33 Prozent, Italien mit 21 Prozent und Spanien mit 13 Prozent beteiligt. Der erste Jäger 90 steht kurz vor der Fertigstellung.

In Bonn wurde darauf hingewiesen, daß sich jetzt eine hohe Arbeitslosigkeit in dem vor allem in Bayern ansässigen Militärflugzeugbau abzeichnet. Rund 10.000 Beschäftigte arbeiten in der Bundesrepublik an dem Jäger-90-Programm. An der Entwicklung sind unmittelbar 200 Firmen beteiligt. Die Bundesrepublik will jedoch die Entwicklung mit den Partnern „auf jeden Fall“ zu Ende führen, hieß es. Die Zahl der Prototypen war von sieben auf fünf reduziert worden. Für die Entwicklungsphase muß Bonn rund sieben Milliarden Mark aufbringen.

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