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Somalias Ex-Diktator in Nigeria

Lagos/Kismayo (afp) — Somalias Ex-Diktator Siad Barre ist am Sonntag aus Kenia nach Nigeria geflogen. Er wurde von 29 Familienmitgliedern und Helfern begleitet. Auf dem Flughafen von Lagos wurde er den Angaben zufolge von dem nigerianischen Botschafter Peter Onu und anderen Vertretern des nigerianischen Außenministeriums empfangen. In einer Erklärung der nigerianischen Präsidentenkanzlei hieß es, Nigeria werde Barre vorübergehend politisches Asyl gewähren.

Barre war Anfang 1991 von der somalischen Befreiungsbewegung „Vereinigter Somalischer Kongreß“ (USC) gestürzt worden. Seither herrscht in dem Land am Horn Afrikas Bürgerkrieg zwischen rivalisierenden Fraktionen des USC. Dieser Bürgerkrieg war Ende vergangener Woche in eine neue Phase eingetreten: Die südliche Hafenstadt Kismayo, bislang von Barres Schwiegersohn General Morgan gehalten, fiel an die Anhänger des Generals Mohammed Farah Aidid. Von dort schicken diese sich nun an, neue Operationen zur Machtergreifung in der Hauptstadt Mogadischu einzuleiten. Mit der Eroberung Kismayos wurde Aidid zum faktischen Machthaber über den Süden Somalias. Aidids Blitzangriff wurde auch von der Somalischen Patriotischen Bewegung (SPM) unter Oberst Omar Jees mitgetragen, die den Stamm der Ogaden vertritt.

Mit der Eroberung Kismayos stieg die Wahrscheinlichkeit einer direkten Kraftprobe zwischen den Anhängern von General Aidid und dem starken Mann in Mogadischu, Übergangspräsident Ali Mahdi Mohamed. Anfang März war in Mogadischu unter Vermittlung der UNO ein Waffenstillstand zwischen Aidid und Übergangspräsident Mohamed zustande gekommen, der seither die Lieferung dringend benötigter Hilfsgüter ermöglicht hat. Kurz vor der Niederlage hatte General Morgan die Vereinten Nationen bezichtigt, mit dem Waffenstillstand von Mogadischu den Vormarsch Aidids in den Süden begünstigt zu haben. „Die Vereinten Nationen kämpfen gegen uns“, hatte Morgan gesagt. Mit ihren Lebensmittellieferungen an die Anhänger Aidids habe sich die UNO einseitig in den Konflikt eingeschaltet.

Gestern sollte der UN-Sicherheitsrat darüber beraten, ob zum Schutz der Nahrungs- und Medikamentenhilfe 500 UNO-Soldaten nach Somalia entsandt werden. Nach Untersuchungen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) sind drei Viertel der sechs Millionen Somalier vom Hungertod bedroht.

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