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The Rocky Emil Theater Show

■ Schlachthof-Premiere: „Emil und das E-Team“

Jetzt jagt Kästners Detektiv den Buhmann in Gröpelingen. Und auch sonst haben sich die Kinder der Theatergruppe von der Gesamtschule West einige Freiheiten im Umgang mit dem klassischen Kinderbuch herausgenommen. Während Kästners Held ein fast penetrant braves Knäblein ist, sprüht der Emil der neunziger Jahre Sprüche an die Wände und fährt in der Not schon mal schwarz mit der Straßenbahn. Die Verfolgungsjagd, die Kinderbande und der böse Dieb sind ziemlich genau aus der Vorlage übernommen — die Kinder haben die Szenen dann in Improvisationen weiterentwickelt. Regisseur Rüdiger Eckert hat schließlich das Ganze dramaturgisch auf einen Nenner gebracht.

Mit 24 LaienschauspielerInnen zwischen zehn und über sechzig Jahren, mit den 14 Musikern und Sängern der „Kultiband“ und einer Spieldauer von über drei Stunden ist dieses „Stück Theater“ ein recht großer Brocken geworden. Die Videogruppe des Schlachthofs hat zudem noch einen Alptraum Emils sowie eine Verfolgung im Taxi produziert.

Und diese recht komplizierte Mischung aus Szenen, Songs (vom Pink Panther über Ina Deter bis zu den Scorpions), Videos und flotten Sprüchen geht erstaunlich reibungslos und souverän über die Bühne. Der Laientheaterbonus (gemäß dem jeder Patzer die Akteure nur noch sympathischer macht) wurde bei der Premiere kaum in Anspruch genommen; das Stück hat Witz, Tempo und ist aus einem Guß. Nur die Parole der Bande „Traue keinem über dreizehn“ paßt nicht so ganz zum Stück, denn die ältere Dame schauspielerte genauso enthusiastisch wie die Kids, und in der generationsübergreifenden Rockband paßte der Gesang der Jugendlichen genau zum rockigen Sound der erwachsenen Musiker. Man merkte, daß alle auf der Bühne genauso viel Spaß hatten wie die Kinder in der vollbesetzten Kesselhalle. Erich Kästner hätte sich bestimmt gefreut. Wilfried Hippen

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