INTERVIEW: Euro-Datenbank zum Öko-Tourismus
■ Herbert Hamele koordiniert das europäische Informationsnetz Ecotrans
taz: Wie sieht das Grundkonzept von Ecotrans, dem europäischen Informations- und Dokumentationsnetz zum Thema „Tourismus und Umwelt“ aus?
Herbert Hamele: Umweltschutz und soziale Verantwortung spielen im Tourismus eine immer größere Rolle. Vielerorts gibt es dafür positive Beispiele. Mit Unterstützung der Europäischen Gemeinschaft und des Bundeswirtschaftsministeriums haben wir 700 Vertreter von Fremdenverkehrsverbänden, Gemeinden, der Reisebranche, Umweltschutz- und Naturschutzverbände und Fachleute in ganz Europa befragt. Dabei kam heraus, daß der Informationsbedarf über Umweltbelastungen für und durch Tourismus riesig ist. Zugleich fehlt eine Sammlung positiver Beispiele.
Was ist das Ziel von Ecotrans?
Ziel ist die Förderung eines umweltverträglichen Tourismus' in Europa. Wir wollen vor allem den Verantwortlichen im Tourismus, den Anbietern, Informationen liefern für die Lösung touristischer Probleme, zu Verkehr, Beherbergung, Gastronomie, Gästeinformation und Freizeit- und Sportaktivitäten. In Deutschland, Österreich, Spanien, Großbritannien und den Niederlanden gibt es mittlerweile Partner.
Nach welchen Kriterien werden die umweltfreundlichen Tourismusprojekte gesammelt und analysiert?
Wir haben detaillierte Checklisten für verschiedene touristische Anbietergruppen zusammengestellt: Für Reiseveranstalter, für Beherbergungsbetriebe, für Fremdenverkehrsorte und -regionen. Bisher haben wir 700 Projekte und Initiativen europaweit gespeichert.
Wie ist das Interesse der Tourismusbranche, der touristischen Organisiationen und der Fachverbände am Informationsnetz Ecotrans?
Das Interesse ist groß. In Deutschland hat sich eine Interessengemeinschaft der großen Organisationen und Fachverbände gebildet, um Ecotrans mitzuberaten. Vertreten sind sowohl die touristische Branche wie die Natur- und Umweltschutzverbände. Der Studienkreis für Tourismus steht als Vermittler dazwischen. Ein Handbuch zum Thema „Tourismus und Umwelt“ in Deutschland mit praktischen Problemlösungsdarstellungen wird gerade erarbeitet.
Verteilt Ecotrans touristische Gütesiegel?
Wir wollen mit Ecotrans kein Umweltzeichen und kein Gütesiegel kreieren. Vielmehr sammeln wir in einzelnen Bereichen Lösungen, die für das entsprechende Land richtungsweisend sein können. Wenn in Rimini an der Adria beispielsweise die öffentlichen Verkehrsmittel gepusht werden, dann ist das für uns eine Lösung, die auch für andere Regionen in Italien oder am Mittelmeer vorbildlich sein könnte. Deshalb bekommt die Region aber noch kein Umweltzeichen.
Werden denn bei Ecotrans nur positive Beispiele auf dem Tourismussektor in Europa gesammelt?
Nein. An der spanischen Costa de Donana ist gleich neben dem Nationalpark der massentouristische Ausbau geplant. Das heißt, Informationen über strittige Projekte werden auch gesammelt. Allerdings ist das für uns nur ein Nebenschauplatz. Das Wichtigste sind die konkreten Problemlösungsdarstellungen, das heißt wir sammeln positive Beispiele, und zwar dort, wo vorher ein Problem war, sonst gäbe es die Lösung nicht. Mit möglichst vielen klaren, gut strukturierten Problemlösungsdarstellungen in ganz Europa denken wir, daß wir vielen Nutzern Hilfestellungen geben können. Angepeilt ist es, im nächsten Jahr, aufgrund der Erhebungen, ein Europa-Handbuch für touristische Anbieter und Nutzer herauszugeben: zum praktischen und nachvollziehbaren umweltverträglichen Tourismus in Europa. Das Gespräch führte Günter Ermlich
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