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Um jede Kuh wird sich mehr gekümmert...

■ Jugend-und Senioren-Demos vor der Bürgerschaft gegen Haushaltskürzungen

Morgens die Alten, nachmittags die Jungen: Vor der Bürgerschaft war gestern Demotag. Trotz des Generationenunterschiedes gab es viel Gemeinsames: Beide wollten mehr Geld — und bei beiden kamen die, für die gekämpft werden sollte, nicht.

„Wenn die Jugendlichen hier so bezuschußt würden wie jede Kuh in Europa, wären wir fein raus!“, sagt Hajo Koch vom Jugendwerk der Arbeiterwohlfahrt. Die Jugendarbeit im Lande Bremen wird angesichts der Haushaltskürzungen völlig den Bach runter gehen, das befürchten die Bremer Jugendverbände — und verwandelten gestern nachmittag den Marktplatz in eine große Spielwiese: Zum Aktionstag gehörten eine rieige aufblasbare Hüpfburg, das AWO-Spielmobil, Mitmachaktionen, Samba undundund.

„Wir sitzen auf dem Trockenen...“, das war das Motto des Aktionstages — genauso wie das mitten auf dem Marktplatz aufgebaute Faltboot - denn Ferienfreizeiten der Jugendverbände werden zum Teil nicht stattfinden können. „Oder sie werden so teuer, daß unsere Zielgruppe es sich nicht mehr leisten können“, sagt Frank von der Pfadfinderjugend.

Mehr oder weniger auf dem Trockenen saßen allerdings auch die Veranstalter: Auf dem Marktplatz tummelten sich hauptsächlich die Berufsjugendlichen; die Kids aalten sich irgendwo in der Sonne. „Es ist auch schwierig, die für so politische Sachen zu motivieren...“ findet Koch.

Nachdem über Lautsprecher mehrmals aus einer Rede von Klaus Wedemeier (Auch die Jugendarbeit im Lande Bremen wollen wir intensivieren) verlesen wurde, schallte die Forderung der Jugendlichen gegen die Mauer der Bürgerschaft: „Politiker, wollt Ihr mehr Skins und Randale? Ihr müßt etwas für die die Jugendlichen machen — sonst machen die etwas gegen euch.“

Graue Panther alleine

„Wir sind von den Grauen Panthern und die anderen sind nicht gekommen“, erklärte Elisabeth de Vries gestern auf dem Marktplatz. Zwanzig RentnerInnen hatten mit ihren Pappschildern Stellung bezogen. Die Demonstration mit tausend oder mehr alten Leuten „mit ihren Krückstöcken“, für die wochenlang in den Altentagesstätten geworben worden war, kam nicht.

Die „Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege“ hatte die Demonstration abgesagt, nachdem die Gesundheitssenatorin Gaertner auf der Arwo-Landeskonferenz am vergangenen Mittwoch mitgeteilt hatte, sie und Finanzsenator Kröning wollten sich für 500.000 Mark der geforderten 1 Millionen Mark Etatanhebung „einsetzen“. „Das wollen wir erst einmal schriftlich sehen“, konterte de Vries.

Im Haushaltsentwurf war nur eine 3prozentige Etatanhebung für die 18 Altentagesstätten vorgesehen, die Betreiber selbst forderten allein für die Sicherung des Bestands 1 Million Mark (ca. 10 Prozent). Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband (DPWV) hatte als einziger an der Demonstration festhalten wollen. „Man kann nicht erst die alten Menschen mobilisieren und dann alles abblasen“, erklärt Ludwig Busch, kommissarischer Leiter des DPWV. Zudem gebe es bisher nur „Absichtserklärungen“ über die Absicherung der Tagesstätten. Jeglicher Weiterentwicklung der ambulanten Hilfsangebote für alte Menschen hatte Gaertner eine Absage erteilt.

Daß die Sozialsenatorin schon auf die Ankündigung der Demonstration der Alten reagiert hat, verbuchen die Grauen Panther als Erfolg: „Die haben Angst vor den Alten.“ skai/K.W.

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